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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 107
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republikanischen Regierung stehen".38 Das deckte sich durchaus mit den Feststellungen
Heckers in seinen Erinnerungen; „Die Republik mußte nun organisiert werden


In Konstanz wollte man diesem Heckerschen Befehl jedoch nicht folgen. Die
Volksversammlung beschloß, die Zumutung und Eigenmächtigkeit Heckers von der
Hand zu weisen. Daraufhin stellten „mehrere republikanische Weiber" die rhetorische
Frage, ob sich noch Männer in den Mauern der Stadt befänden. Seit einigen
Wochen müsse man an dem Bild des Mannes, der „an Mut, Kraft und Verstand dem
weiblichen Geschlechte weit überlegen ist" , Zweifel bekommen.40

Bei der Durchsetzung des Heckerschen Regierungsaktes spielten die Dörfer des
Bodanrück im unmittelbaren Vorfeld der Stadt Konstanz eine entscheidende Rolle.
Nur unter ihrem Druck war Peter überhaupt bereit, die Statthalterstelle anzutreten,
denn als Regierungsdirektor war er über die wahre Lage bestens informiert und
wußte, daß die Bundestruppen nicht weit entfernt waren und nur auf das Eingreifen
warteten, Das Landvolk aber drohte im Falle einer Verweigerung des Heckerschen
Befehls in die Stadt einzubrechen. In der anberaumten Versammlung bestiegen mehrere
Redner aus den Reihen der Bauern das Podium und „entfalteten dort ein Schauergemälde
von den amtlichen und gesetzlichen Volksmißhandlungen" und Unterdrückungen
, wie es die Stadtleute noch nie gehört und gesehen hatten. Die Darlegung
ihrer Nöte brachte die Landleute derart in Rage, „daß Bürgermeister Hüetlin,
der sich nach allen Kräften bemühte durch den Gebrauch der Schelle, und nachdem
diese in Stücken auseinandergefahren war, durch Ordnungsrufe und Wehen mit dem
Taschentuche die Ruhe und Ordnung herzustellen, nur nach längerer Zeit und mit
größter Mühe unter dem Beistande noch anderer Männer aus der Versammlung gelang
, einen einträglichen Zustand zu Wege zu bringen."41

Am Ende nahm Peter, unter Druck gesetzt, das Heckersche Amt an. Das blieb der
einzige republikanische Regierungsakt während des Heckerzugs. Das war, folgt man
Heckers Selbstdarstellung, ganz anders geplant. Donaueschingen sollte angesichts
seiner günstigen geographische Lage der Ort sein, „von welchem aus die provisorische
Regierung ihre Dekrete und Proklamationen nach allen Richtungen" erläßt.42
„Von Zeit zu Zeit", so Hecker, hätten „republikanische Kommissarien" abgesandt
werden sollen, um „den Vollzug der Anordnungen der provisorischen Regierung" zu
sichern, „in deren Namen ich die Ausschreiben und Erlasse unterzeichnete" 43 Unter
diesen Umständen, so Hecker, wäre „der Aufstand der Masse sicher erfolgt".44

Von langer Dauer war Peters Herrschaft als Statthalter bekanntlich nicht. Für die
Strukturen des Landes blieb sie gänzlich ohne Folgen.

Den Bauern, das zeigte die Volksversammlung, ging es in erster Linie um die sie
bedrückenden Verhältnisse im Staat. Die Republik war für sie nur ein Mittel, diese
sozialen und wirtschaftlichen Mißstände abzuschaffen. Dabei schwang auch viel
Mißtrauen gegen die Städter mit, denen es nach ihrer Meinung nicht zuletzt auf
Kosten der Landleute noch relativ gut ging. Ihr Leidensdruck ließ sie akut und spontan
zur Republik greifen. Von einem prinzipiellen, theoretischen Bekenntnis zur
Staatsform Republik waren sie vermutlich weiter entfernt als die Städter.

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