Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 108
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0110
Einige Überlegungen zum Scheitern der Forderung

nach „Republik"

Wieso war Heckers Aktion, trotz allen sozialen Drucks, nicht erfolgreich? Der Korrespondent
der Thurgauer Zeitung machte die weiterbestehenden aus dem Obrigkeitsstaat
überkommenen Haltungen unter den Deutschen für die vielfach zu beobachtende
Verweigerung, Hecker zu folgen, verantwortlich. Wörtlich heißt es über die
Konstanzer: Trotz allen Republikanisierens seien die Konstanzer „noch acht untertanendeutsch
, daß man wie weiland einem heißgeliebten Landesvater, so heute
einem Komitee die Fäden der Ereignisse überläßt und vertrauensvoll der Befehle
harrt, die es zum Hei]e der deutschen Republik zu erteilen für gut befindet4*.45 Zu
einem ähnlichen Urteil kam die SchaffhauserZeitung: „Ja, Deutschland ist nicht reif
dazu, sagen auch wir", um dieses Verdikt dann zu begründen: „Die Republik verlangt
Selbstbestimmung, Aufopferung, warme Teilnahme des einzelnen Bürgers an
den öffentlichen Angelegenheiten. Es gibt Zeiten, wo auch der ruhigste Bürger nicht
seine Hände in den Schoß legen darf ..." Ein solcher Zeitpunkt sei in Deutschland
gekommen gewesen. Letztlich seien in dieser Situation zu viele untätig geblieben.
Das aber sei nicht von vornherein erkennbar gewesen, Wäre von vornherein entschieden
der Wille der Mehrheit des deutschen Volkes für die Beibehaltung der monarchischen
Regierungsform klar zu Tage gelegen, so wäre wohl die republikanische
Schilderhebung unterblieben; es hätte ihr wenigstens von vornherein die Berechtigung
für Durchführung ihres Zwecks - weil ein von einer Minderheit gegenüber der
Mehrheit ausgeübter, mithin unrepublikanischer Zwang - abgesprochen werden
müssen".46 Diesen Grundsatz unterstrich die Schaffhauser Zeitung an anderer Stelle
noch einmal in der Stellungnahme zu einem Artikel der „Deutschen Zeitung" aus
Mannheim. Dort hatte es geheißen: „Die republikanische Partei bildet in Deutschland
eine äußerst geringfügige Minderheit; eine Minderheit kann aber der Mehrheit
nicht das Gesetz aufdringen". In ihrer Antwort akzeptierte die Schaffhauser Zeitung
selbstverständlich diesen ehernen Grundsatz einer Demokratie: „Einverstanden mit
letzterem Satz!"47 Mit dem Hinweis, daß die Prämisse der Argumentation der Deutschen
Zeitung nicht stimme, versucht die Schaffhauser Zeitung das Verhalten der
deutschen Republikaner zu rechtfertigen. „Warum läßt man der Minderheit nicht wenigstens
den Trost, sich ruhig auszusprechen? Warum wurden, bevor noch von einer
republikanischen Schilderhebung die Rede war, während Hecker noch ganz ruhig in
Frankfurt und in der badischen Kammer saß, Truppen nach dem Seekreis beordert,
um angebliche Einfälle von Seiten her (der Schweiz, G.Z.) abzuwehren, von wo sie
kein vernünftiger Mensch erwarten konnte? Warum wurde denn nicht ruhig abgewartet
, bis bei den Wahlen in die deutsche Nationalversammlung die constitutionell-
monarchische Partei ihre unermeßliche Mehrheit zur Schau tragen konnte? Haben
die badischen Republikaner den Boden des loyalen Zustandes verlassen, so geschah
es, weil Truppen deutscher Bundesbrüder ihnen ihre Ansichten auf loyalem Wege
geltend zu machen, verwehren wollten".48

Nun könnte man sagen, auch die Republikaner hätten warten können, bis die
Wahlen zur Nationalversammlung abgeschlossen gewesen wären. Immerhin waren
sie der einzige, wenn auch nach unseren heutigen Maßstäben des allgemeinen glei-

108


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0110