Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 115
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0117
Hier wuchs die Rebfläche im gleichen Zeitraum sogar um 6,1 %. Einige wohlhabende
Winzer starteten eine Qualitätsoffensive, um den bereits jenseits der Grenzen
bekannten Markgräfler Weinen nun auch Kaiserstühler Produkte an die Seite stellen
zu können. Die landwirtschaftliche Kreisstelle bot ihnen technische Unterstützung
bei der Einführung höherwertiger Rebsorten und das so erzeugte „gehaltvollere"
Produkt sollte dann auch verwöhnte Gaumen im Ausland ansprechen.12 Im Breisgau
verteidigte der Wein also offenbar besonders beharrlich seine Stellung gegenüber
Hopfen und Malz, die um die Wende zum 19. Jahrhundert zu einem zweiten Siegeszug
angesetzt hatten.

In den Jahren um die Jahrhundertmitte erreichte die Bierbrauerei sogar ausgesprochene
Weinorte. So konnte man im August 1848 in der Oberrheinischen Zeitung
lesen: „In einem Marktflecken des Kaiserstuhls ist eine Realwirthschaft [das Wirtschaftsrecht
war mit dem Gebäude verbunden, NM] wegen Wegzugs aus freier Hand
zu verkaufen. Auch würden sich die Gebäulichkeiten zu jedem andern Gewerbe vor-
theilhaft eignen, besonders zu einer Bierbrauerei oder Handlung/*13 In Eschbach,
Weisweil (jeweils 1847) und Holzhausen wurden zu dieser Zeit ebenfalls Brauer
tätig.14 Aber nicht immer fanden die vor Ort hergestellten Biere Anklang, was der
Jechtinger Pionier bald merkte und mit der Schließung seines Ausschanks die Konsequenzen
zog.15 Bier war nicht gleich Bier, eine gewiß zeitlose Wahrheit, mit der
sich auch die gewählten Repräsentanten des badischen Volkes in jenen Jahren mehrfach
auseinandersetzten.

Bereits 1839 machte der mit den verschiedenen Produkten heimischer Braukunst
offenbar besonders vertraute Freiburger Hochschullehrer Johann Georg Duttlinger
seine Kammerkollegen darauf aufmerksam, daß die Bierqualität im Seekreis besser
sei als in Mannheim, seinerzeit zusammen mit Heidelberg die badische Kapitale des
Gambrinus.16 Als sechs Jahre später über ein neues Biersteuergesetz beraten wurde,
erkannten die Abgeordneten zwar allgemein an, daß Badens Brauer den Qualitätsvorsprung
ihrer württembergischen und bayerischen Kollegen zumindest teilweise
wettgemacht hätten; manche in diesem Konkurrenzkampf eingesetzten Zusatzstoffe
erregten unter medizinischen Gesichtspunkten jedoch Bedenken.17 Der Fortschritt
kam in diesen Jahren vor allem aus dem Stammland des Reinheitsgebots, und zwar
nicht nach dem sich für einen personengebundenen Technologietransfer in diesem
Sektor anbietenden Motto ex Oriente fax auf der Ebene der Braugehilfen, sondern als
Chefsache. So waren dem Pfarrer und Heimatdichter Heinrich Hansjakob noch Jahrzehnte
nach seiner Zeit auf dem Rastatter Lyceum (Mitte der 1850er Jahre) besonders
die Produkte der aus Bayern stammenden Bierbrauer Blasl und Katzenmeier gegenwärtig
.18 Nach allem, was wir über die Entwicklung des Brauereiwesens wissen,
ist es wahrscheinlich, daß die beiden ein neues Verfahren mit über den Schwarzwald
gebracht hatten, nämlich die Methode des untergärigen Brauens, das sich in diesen
Jahren auch im nord» und westdeutschen Raum mehr und mehr durchsetzte. Auf
diese Art erzeugtes Bier war weniger anfällig gegenüber Milchsäurebakterien, länger
haltbar und ließ sich daher auch über weitere Strecken transportieren. Es mußte
in letzter Konsequenz natürlich in Verbindung mit den verbesserten Kühlmöglichkeiten
den meisten Kleinbetrieben den Garaus machen, doch dieses Brauereisterben
ist vornehmlich eine Entwicklung des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahr-

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0117