Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 120
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0122
einem Reisebericht der Freiburger Zeitung Erwähnung fand. Die Teilnehmer eines
sommerlichen Ausflugs zum Zweribachwasserfall „gelangten um 1 Uhr in das Gasthaus
zum Ochsen, wo wir ein vortreffliches Mittagsmahl, auch ausgezeichneten
Wein und treffliches Bier aus der berühmten Fackler'schen Brauerei zu uns nahmen
".52 Die 1815 vom späteren Kammerabgeordneten Franz Sales Fackler zur späteren
Versorgung seines gerade 13 Jahre alten Sohnes Franz Joseph in Betrieb genommene53
Braustätte soll ihr Produkt sogar bis nach Karlsruhe und ins Elsaß geliefert
haben.54 Allgemein ist für diese Jahre von einer Umkehrung des Stadt-Land-
Gefälles im Brauwesen auszugehen, was sich auch in Breisach zeigte, wo technischer
Stillstand herrschte und die angesessenen Brauer über Absatzmangel klagten.
Bezeichnenderweise war es 1832 Franz Joseph Fackler, der als eingeheirateter fachkundiger
Miteigentümer einer neu zu konzessionierenden Brauerei für das technische
Know-how sorgen sollte.55 Es ist zu vermuten, daß auch andere spätere Wirte
eine städtische Handwerkslehre - neben der Bierbrauerei insbesondere als Bäcker
oder Metzger - absolvierten.56 Ein florierendes Wirtshaus bot oftmals der nächsten
Generation die Möglichkeit zu Studium und gesellschaftlichem Aufstieg.57

Für die Lokalpolitik spielten Wirte traditionell eine bedeutende Rolle, obwohl
ihnen aus rechtlichen Gründen die Wahl zum Bürgermeister in der Regel verwehrt
blieb. Doch auch in der Funktion eines Gemeinderates dürfte manche „graue Eminenz
" im Hintergrund die Geschicke seiner Gemeinde bestimmt haben, und bei
Wahlmännerwahlen waren Wirte recht erfolgreich.58 In den letzten Jahren vor der
Revolution konnten mehrere dynamische Gastronomen noch im wahrsten Sinne des
Wortes zum Zug kommen. Der Riegeler Brauereigründer Wilhelm Meyer dürfte einflußreiche
Fürsprecher gehabt haben, denn erst nach Einmischung mehrerer Verwaltungsstellen
wurde die projektierte Bahnhofsrestauration von Malterdinger auf Riegeler
Gemarkung verlegt.59 Die in Riegel zur Verfügung stehenden Felsenkeller
waren ein weiterer Standortvorteil für Meyers gegen Anfang der 1840er Jahre aufgenommene
Produktion.60 Nicht nur seine Bahnhofsgaststätte sollte wenige Jahre später
zum Umschlagplatz für Nachrichten über das Revolutionsgeschehen werden.

Mit vollen Fässern in die Revolution

Am Vorabend der Ereignisse von 1848/49 herrschte aber auch kein Mangel an Wein,
betrug doch der 1847er Ertrag laut amtlichen Angaben in Baden mit etwa 1,2 Millionen
Hektoliter mehr als das Zweieinhalbfache des zehnjährigen Durchschnitts.
Diese Rekordernte konnte sogar den säkularen Preisanstieg vorübergehend stoppen.
So fiel der aus amtlichen Quellen errechnete Mittelpreis pro Ohm (150 Liter) von
19 Gulden 13 Kreuzer (1846) für den folgenden Jahrgang um mehr als die Hälfte auf
8 Gulden 36 Kreuzen Auch wenn sich die Schankpreise nicht in diesem Ausmaß verändert
haben müssen, gab es also keinen zwingenden ökonomischen Grund, ausgerechnet
während der Revolution Bierhäuser anzusteuern; im Gegensatz zur Mitte der
1850er Jahre, als mehrere Fehlherbste zu einem rasanten Anstieg der Weinpreise
führten.61

120


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0122