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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 135
(PDF, 32 MB)
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der Jesuitenstraße) und Wilhelm Wahrenberg, des Endingers Johann Pfefferle
(Bäcker und Mitglied der „Arbeiterlegion"), des Oberschaffhauseners Michael Kraus
(„bediente die Kanone bei Unterlinden") und des Hugstetter Küfers Josef Findel.18 In
Gottenheim erschien am 28729, April eine Militäreinheit, die Waffen beschlagnahmte
und 14 Einwohner unter dem Verdacht der Teilnahme am „Aufruhr der
Freischaren in Freiburg" festnahm. Der Buchheimer Bürgerwehrkommandant Müller
, der ins Elsaß geflohen war, wurde wegen „Theilnahme an den aufrührerischen
Bewegungen und an dem Zuge gegen die bewaffnete Macht" steckbrieflich gesucht19

Insgesamt leitete man gegen 35 Gottenheimer Verfahren wegen Verdachts der
Teilnahme an hochverräterischen Unternehmungen ein, darunter Bürgermeister
Schätzle und Gemeinderat Xaver Meier. In Neuershausen wurde gegen Bürgermeister
Josef Kremp und Gemeinderat Johann Kremp ermittelt.20 In Endingen gab es
Verfahren gegen Bürgermeister Kniebühler, die Gemeinderäte und Bürgerausschußleute
Fleig, Schutzenbach und Ziegler, Arzt Dr. Hasenohr, die Kaufleute und
Handwerksmeister Sartori, Lang und Hirtler sowie Altbürgermeister Sales Sartori.21

Der letztere zeigte Mut, als er am 16. Mai eine Bittschrift - dem Stil nach eher
eine Forderung - an das Innenministerium zugunsten der unschuldig oder wegen geringer
Schuld Gefangengehaltenen verfaßte. „Die öffentliche Stimme erhebt sich
mächtig gegen solche Maßregeln" - hieß es darin - „ganz anerkennend, daß Zügel-
losigkeit nur der Untergang eines freien Staates ist, dieser aber nur dann dieses Wortes
sich rühmen kann, wenn der Bürger die ihm gewordenen Rechte unangetastet
ausüben darf." Das Schreiben wurde unterzeichnet von sämtlichen „Parlaments-
Wahlmännern" der Amtsbezirke Emmendingen, Kenzingen und Waldkirch.22 Schon
im Juni des Jahres sollen Sales Sartori - oder sein Sohn Otto - und Arzt Hasenohr in
Sasbach wieder zur Volksbewaffnung auf den nächsten Aufruf hin geworben haben.

Nicht zuletzt wegen des Struve-Unternehmens im September - dafür gab es in unserer
Region anscheinend wenig offene Sympathie - blieb bis in den Herbst hinein
in den näher an Freiburg liegenden Ortschaften badisches und württembergisches
Militär stationiert. Die Moral der Truppen war wohl nicht immer die beste. Zu einem
aufsehenerregenden Fall kam es in Hugstetten, wo am 16, Oktober ein Pistolenschuß
auf das Schlafzimmer eines württembergischen Husarenrittmeisters im Andlaw-
schen Schloß abgegeben wurde. Aufgeklärt wurde das „Attentat" offenbar nicht, jedoch
hatte man eher die Soldaten als die Dorfbewohner im Verdacht.23

Zum freiheitlichen Potential auf dem Lande Anfang 1849

Die Erschießung Robert Blums in Wien am 9. November 1848, aber auch der Streit
um die Reichsverfassung und die daran anknüpfende Agitation der badischen Volksvereine
hielten die Landbevölkerung weiterhin in Atem. Anfang Februar 1849 erreichten
den badischen Landtag Petitionen um Auflösung u.a. aus den Gemeinden
Amoltern, wo 52 von 83 Bürgern unterschrieben hatten, Bötzingen (52)? Eichstetten
(191 von 593), Bahlingen (138 von 400), Endingen (174 von 531).24 Dies ist immerhin
ein Indiz dafür, daß es in den Gemeinden starke Minderheiten gab, die sich mit
der Forderung nach einer frei gewählten konstituierenden Versammlung bzw. den
hinter ihr stehenden politischen Kräften identifizierten.

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