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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 136
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Fast überall gab es Haushalte, in denen die freiheitliche Presse gelesen wurde.
Dazu gehörte zweifellos die hiesige „Oberrheinische Zeitung". Vom in Heidelberg
erscheinenden „Volksführer" ermittelten die Behörden-freilich erst im August 1849
- die Abonnenten: in Endingen 11, in Bötzingen/Oberschaffhausen 5, in Kiechlins-
bergen 3, in Amoltern, Bahlingen, Gottenheim, Königschaff hausen und Eichstetten
jeweils 2.25 Wer sich diese Geldausgabe leistete, gehörte sicher zu den Wohlhabenderen
. Sehr oft handelte es sich um Gastwirte und Kaufleute, also um typische Multiplikatoren
. Gerade die ersteren hielten das Blatt sicher auch, weil es von den Gästen
verlangt wurde; sie waren allerdings auch in der politischen Bewegung selbst
stark repräsentiert.

Vor allem aus den örtlichen Honoratiorenkreisen kamen also jene „thätigen Mitglieder
der volksfreundlichen Partei", an die sich Anfang Januar 1849 der provisorische
Landesausschuß der Volksvereine - Lorenz Brentano und Amand Goegg - mit
dem Aufruf zu weiteren Vereinsgründungen wandte.26 Der Erfolg war beträchtlich.
Zum Kongreß am 15. April in Suggental bei Waldkirch fanden sich Vertreter von 33
Vereinen aus dem Oberrheiukreis mit insgesamt 3655 Mitgliedern ein. Ihnen schlössen
sich die hauptsächlich in den Ämtern Emmendingen, Breisach und Kenzingen
bestehenden „Märzvereine" an, behielten aber ihren Namen bei. Dabei könnten gewisse
politische Meinungsunterschiede - etwa im Hinblick auf die Frage der Republik
- eine Rolle gespielt haben, denn der „Volksführer" konnte sich einen Seitenhieb
gegen die „verdächtige" Benennung nicht verkneifen.

Vielfach erfolgte die Gründungsinitiative von außen, stützte sich aber immer auf
einen lokalen Kern - wenn dieser auch oft nur klein war. Am Kaiserstuhl war der aus
Kiechlinsbergen stammende Emmendinger Anwalt Emil Barbo besonders tätig. Er
und der Emmendinger Geometer Löffel betrieben die Vereinsgründung in Bötzingen
/Oberschaffhausen.27 Dem Vorstand und der aktiven Mitgliederschaft gehörten
nicht nur angesehene Bürger wie Löwenwirt Brodbeck, Kaufmann Vogtsberger und
mehrere andere Wirte und Handelsleute an, sondern auch Bürgermeister Jenne, Ratsschreiber
Sexauer und die beiden Lehrer Postweiler und Engelhard.

Barbo stand auch hinter der Gründung eines Märzvereins in Amoltern, der nicht
zuletzt aus gemeindepolitischen Gründen großen Rückhalt erhielt*28 Gegen den 1844
unter Parteikämpfen gewählten und bald unbeliebten Bürgermeister Protas
Schmelzle und den ihn patronisierenden, im Bezirk äußerst unpopulären Kenzinger
Amtsvorstand von Jagemann hatte sich seit längerem eine starke Opposition gebildet
. An ihrer Spitze stand der fast 70jährige Gemeinderat und Altbürgermeister Karl
Walliser, der nun, im Frühjahr 1849, Vorsitzender des Märzvereins wurde. Mit ihm
gaben mehrere Gemeinderäte und Bürgerausschußmitglieder den Ton an; insgesamt
sollen sich 63 von 83 Bürgern dem Verein angeschlossen haben.

In Gottenheim sollen Bürgermeister Schätzle und der gesamte Gemeinderat dem
Volksverein auf der Gründungsversammlung am 1. April 1849 beigetreten sein. Fast
1200 Leute - so die demokratische Presse - seien auch aus der Nachbarschaft herbeigeströmt
; von den insgesamt 330 Gottenheimer Bürgern hätten sich spontan 240
eingeschrieben, Alle Bemühungen, einen „neuvaterländischen Gegenverein" zu
gründen, seien erfolglos geblieben. Vorsitzender des - von den Behörden stets so genannten
- „Märzvereins" war Gemeinderat Xaver Maier.29 In Buchheim stiftete

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