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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 138
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0140
mandant - und der Adlerwirt Friedrich Trümmer - ehemaliger katholischer Theologe
, dann aber „glühender Pfaffenhasser" - der Freiheitsbewegung nahe.31

Auch in Eichstetten soll Emil Barbo - am 15. April 1849 - die Gründung eines
„demokratischen Volksvereins" veranlaßt haben; von rund 200 versammelten Bürgern
seien sogleich 140 beigetreten, darunter auch der Bürgermeister.32 Letzteres
ist angesichts der späteren Haltung von Bürgermeister Christian Bär eher fraglich,
Vorsitzender des wohl identischen Eichstetter „Märzvereins" war Adlerwirt Trümmer
, besonders aktive Mitglieder waren Altbürgermeister Bockstahler, Kaufmann
Höfflin, Konditor Martin Moritz, Kaufmann Fischer, vielleicht auch Stubenwirt
Beck, der Besitzer des Vereinslokals. In der Gemeinde hatte es der Verein an-
scheinend nicht leicht. Bürgermeister Bär erscheint in der Folgezeit als Repräsentant
starker konservativer Kräfte besonders unter den größeren Bauern. Diese betrieben
offenbar die Gründung eines „Vaterlandsvereins" - mit welchem Erfolg, ist
unbekannt.33

Zur bestimmenden politischen Organisation wurde der Märzverein in Endingen,
wo ihm einige der angesehensten und vermögendsten Bürger angehörten, Nicht nur
das: Noch 1852 war von der „vorzugsweisen Betheiligung der großen Mehrzahl der
Bürgerschaft an den revolutionären Bewegungen" und einer nach wie vor verbreiteten
„demokratischen Stimmung" die Rede.34 Hier läßt sich die Entstehung eines freiheitlich
gesinnten Milieus - wenigstens ansatzweise - historisch verfolgen.

In der katholisch geprägten Kleinstadt gab es ein - auch in nachwirkenden Loyalitäten
gegenüber (Vorder-)Österreich wurzelndes - Ressentiment gegen den badischen
Staat und seine Bürokratie, Es hatte offenbar schon 1811 mitgespielt, als neu
angesetzte Straßenbaufronen heftige „Tumulte der Taglöhner und anderen Pöbels"
hervorriefen. Noch wenig geklärt sind gewisse vormärzliche Entwicklungen, die
sich mit der Person des Endinger Bürgersohns und Lithographen Alexander Benitz
verbinden. Er kam um 1835/40 in Paris in Berührung mit revolutionären Emigrantenkreisen
(u.a* „Bund der Geächteten"), wurde als Emissär in seine Heimat geschickt
und verbreitete mit Hilfe alter Freunde - z.T. relegierte Freiburger Studenten
- politische Aufrufe am Kaiserstuhl.

Darüber hinaus war in der kleinen, aber wohlhabenden, belesenen und politisch
ambitionierten Honoratiorenschicht Endingens (Handelsleute, größere Gastwirte
und Handwerksmeister, Arzt, Apotheker) seit den 1830er Jahren eine liberale Tendenz
mit fortschrittsgläubiger und kirchenkritischer, bisweilen antiklerikaler
Stoßrichtung aufgekommen. Diese Bürger- und Gemeinderatsminderheit stieß 1844
anläßlich eines geplanten Kirchenbaues mit der katholisch-traditionalistischen
Mehrheit unter dem seit 1840 amtierenden Bürgermeister Franz Michael Kniebühler
zusammen.35 Zwischen dem liberalen Wortführer, dem Handelsmann und Gemeinderat
Josef Lang, der das Geld lieber für Schulbildung und Armenversorgung ausgegeben
hätte, und Kniebühler kam es zu dauerhafter Verfeindung; ihre jeweiligen Anhänger
bildeten in der Folgezeit lokalpolitische „Parteien". Die Ereignisse im April
1848 (s. o.) Überdecktenden Grundkonflikt nur zeitweilig.

Lang, einer der reichsten Bürger Endingens, wurde im Frühjahr 1849 „Präsident"
des Märzvereins; zum „Ausschuß" gehörten u. a. Gemeinderat Martin Zink, Altbürgermeister
Sales Sartori, „Mechanikus" Wilhelm Löffler, Arzt Dr. Hasenohr und

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