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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 139
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0141
Apotheker Pfefferle. Vereinslokal war das Löwenwirtshaus an der Hauptstraße.36
Alsbald begann der Verein auf die politische Demontage des Bürgermeisters hinzuarbeiten
. Kniebühlers Engagement im Vorjahr - er war ja immerhin der Teilnahme
am Hochverrat angeschuldigt worden - wurde als geheuchelt hingestellt. Am 18.
April forderte der Märzverein seinen Rücktritt, da er Mitbürger wegen ihrer Aktivität
1848 denunziert und unwahre Beschuldigungen verbreitet habe.37

Seine starke Position hätte der Endinger Märzverein vermutlich nicht erlangt,
wenn nicht auch Unruhe im katholischen Gemeindeleben geherrscht hätte,38 Ein
konservativer Geistlicher klagte im Sommer 1848 über die „Rongeaner" - Deutschkatholiken
- in der Stadt, die mit dem Gemeinderat im April für Hecker agitiert hätten
und sich weiterhin „frech und rasend besonders gegen die Geistlichkeit, welche
in ihrem Munde nicht anders als Jesuiten und Pfaffen sind" benähmen.

Ob der deutschkatholische Einfluß wirklich so stark war, ist zweifelhaft. Immerhin
jedoch erhielt eine am 8, September 1848 nach Frankfurt abgeschickte Petition
für die Trennung der Schule von der Kirchenaufsicht ca. 300 Unterschriften bei insgesamt
521 Bürgern. Hier deuten sich Brüche im katholisch geprägten Milieu an,
vielleicht sogar innerhalb der Geistlichkeit selbst. Der Kaplaneiverweser Alois Link
galt 1848/49 bei seinen kirchlichen Vorgesetzten als politisch „ganz verwahrloster
Mann", der „in Folge sittlicher und geistiger Zerrüttung verwerfliche Äußerungen
gethan" habe. Dem seit 1838 amtierenden Stadtpfarrer und Dekan Strittmatter warf
man später die Duldung von allerlei Umtrieben vor, obwohl er im Mai 1849 das Ziel
von Ausschreitungen radikaler Bürgerwehrleute gewesen war.

In anderen hier genauer untersuchten Orten ist von einem stärkeren Engagement
der Geistlichkeit beider Konfessionen wenig zu spüren.39 In Neuershausen hatte der
katholische Pfarrer Speidel zwar im April 1848 für die freiheitlichen Wahlmänner
gestimmt, weitere Zeugnisse seiner Haltung gibt es aber nicht. Auch der evangelische
Pfarrer Karl Albert Helbling von Eichstetten, ein Abonnent des „Volksführers
", hat sich offenbar nicht weiter exponiert. Zumindest die meisten katholischen
Geistlichen standen in ihrer Mehrheit der sich radikalisierenden Bewegung fern.
Pfarrer Haberstroh in Kiechlinsbergen erhielt von lokalen Demokraten das Prädikat
„allzeit für die Reaction thätig und im geheimen schleichend44.

Dagegen war in vielen Orten die Lehrerschaft aktiv.40 In Holzhausen wurde Lehrer
Bücheler als einziger Einwohner wegen seines Engagements 1849 aktenkundig,
wenn man ihm auch später nichts Gravierendes nachweisen konnte. In Bötzingen/
Oberschaffhausen und Kiechlinsbergen betätigten sich die Lehrer - wie erwähnt -
im Märzverein. Georg Moll in Buchheim war schon im April 1848 als Agitator aufgefallen
, zunächst entlassen, dann aber auf ein Gnadengesuch hin wieder eingestellt
worden. Sein Gottenheimer Kollege Hitz hatte anscheinend am Osterzug nach Freiburg
teilgenommen; er wurde „aus dem Dienst entfernt", sein Rekurs abgelehnt. In
Endingen engagierten sich 1849 sowohl der Hauptlehrer Grom als auch Unterlehrer
Winter sehr aktiv. Selbst Hauptlehrer Grotz aus dem ruhigen Königschaffhausen
wurde nach der Revolution wegen seiner angeblichen Behauptung denunziert, „daß
er seit 15 Jahren der Schuljugend republikanische Ideen einimpfe".

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