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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 143
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Schlacht von Waghäusel (21. Juni) in Marsch gesetzt und kamen am 29. an der
Murglinie vor Rastatt ins Gefecht. Der Neuershausener Wehrmann Ferdinand
Schindler erlag einer „Schenkelwunde, die er im Gefecht bei Kuppenheim erhielt".60

Aus mehreren Gemeinden rückten die Aufgebote gar nicht aus. In Amoltern beispielsweise
hatte man zwar eine Bürgerwehr aufgestellt, erhielt aber offenbar trotz
Bemühungen keine Waffen.61 Das Aufgebot von Königschaffhausen (38 Mann unter
dem „Zugmeister" Jakob Hiß) wurde um den 21. Juni mit Gewehren ausgerüstet. Es
war aber noch am 26. in Freiburg einquartiert, so daß ein Gefechtseinsatz unwahrscheinlich
ist. Auch die Marchorte Holzhausen und Hugstetten behielten ihre Leute
daheim.62 Im letzteren Fall war die Hinhaltetaktik des antirevolutionären Bürgermeisters
Denzlinger und seines Gemeinderats erfolgreich. Die Gemeinde nahm zwar am
30. Mai ein Darlehen von 600 fl „zur Armierung und Mobilmachung des ersten Aufgebots
" auf, verzögerte jedoch - trotz ernsthafter Exekutionsdrohungen von Kreiskommissar
Heunisch - die Beschaffung von Waffen bis Ende Juni, so daß ein Ausmarsch
„mit unserer klugen Vorsicht nicht zur Ausführung kam".

Das Druckmittel der Exekution wurde gegen die wehrunwillige und offenbar
überhaupt wenig revolutionsbegeisterte Gemeinde Bahlingen ausgeübt.63 Dort war
die angeordnete Rekrutierung zwar erfolgt, Bürgermeister Vögtlin verhielt sich aber
weiterhin so zögerlich, daß die Emmendinger Kommissare am 3. und 4. Juni die
Aufgebote von Emmendingen, Niederemmendingen und Teningen in Bahlingen einquartierten
, „um mit der hiesigen Mannschaft die Felddienstübungen vorzunehmen
und sodann die Mannschaft von hier mitzunehmen". Daraufhin wurde am 5. Juni das
Bahlinger 1. Aufgebot (56 Mann unter Kommandeur Friedrich Demmler) zum Abmarsch
nach Freiburg bereitgestellt. Als sich die Ausrüstung weiter verzögerte,
drohte Kreiskommissar Heunisch, jeden Gemeinderat zunächst mit 50 fl, bei sechs
Tagen Versäumnis mit acht Tagen Gefängnis zu bestrafen. Dennoch war das Aufgebot
nicht vor dem 20. Juni marschbereit. Daß es noch ins Gefecht kam, wird durch
die Kriegsgefangenschaft eines Bahlinger Wehrmannes wahrscheinlich.64

Die Nachschubprobleme der Revolutionsarmee gingen nicht allein auf das Konto
feindseliger Gemeindeoberhäupter; auch schwankende und durchsetzungsschwache
„Revolutionäre" hatten daran Anteil. Josef Lang, der Vorsitzende des Endinger
Märzvereins, war am 29. Mai zum Zivilkommissar für den Amtsbezirk Kenzingen
ernannt worden.65 Die unpopulären, mit Zwang verbundenen Pflichten widerstrebten
ihm schon bald. Nach wiederholten vergeblichen Entlassungsgesuchen setzte er die
ihm erteilten Befehle nur noch halbherzig um; es ist nicht ausgeschlossen, daß er sie
später bewußt hintertrieb. Befreiungszeugnisse für Wehrmänner stellte er bereitwilligst
aus; Rekrutierung und Bewaffnung von Aufgeboten aus dem Bezirk verzögerten
sich, aus Amoltern, Herbolzheim, Wyhl und einigen anderen Orten rückten gar
keine aus. Lang untersagte den Zusammenschluß von Freischaren und wies Freiwillige
aus dem Elsaß zurück. Einflußreiche „Aristokraten", die mehr oder weniger
offen gegen die Revolution Stimmung machten, blieben vielfach unbehelligt. Vorgesehene
Requisitionen - so etwa auf Schloß Hecklingen - wurden unterbunden, die
Beschlagnahme von Steuergeldern ungenügend betrieben.

Als sich in den ersten Julitagen die Reste der Revolutionsarmee, teilweise in demoralisiertem
Zustand, in den Oberrheinkreis zurückgezogen hatten, befürchtete die

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