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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 148
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0150
In Endingen endete der Prozeß gegen acht Einwohner, die im Mai den Gendarmen
bedroht und vertrieben hatten, mit vergleichsweise geringen Gefängnisstrafen.78 Von
den ins Ausland Geflohenen stellte sich der 64jährige Altbürgermeister Sales Sartori
1850; er wurde freigesprochen und entging sogar der Beschlagnahme seines beträchtlichen
Vermögens, Josef Lang - als Zivilkommissar besonders belastet - wurde
in Abwesenheit zu 9 Jahren, in höherer Instanz zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Nachdem er sich 1852 gestellt und die Haft angetreten hatte, entließ man ihn nach 11
Monaten.

Der Buchheimer Bierbrauer Müller stand zunächst als politischer Verbrecher
unter Polizeiaufsicht. Bürgermeister Steyert meldete im Oktober, daß im Dorf die
Spaltung in „eine friedliche und eine reveluzionäre Seite" weiter bestehe, daß regierungstreue
Bürger mit Einwerfen der Fensterscheiben, Katzenmusiken und Prügeln
drangsaliert würden, der Gemeinderat sich nicht mehr sicher fühle und daß all dies
in nächtlichen Zusammenkünften in Müllers Wirtschaft seinen Ursprung habe. Dieser
mußte im November 1849 schließen, durfte aber bereits im März 1850 wieder
eröffnen - gegen den wütenden Protest des Bürgermeisters.79

Streitigkeiten in der Gemeinde Neuershausen führten 1851 zu einer „dienstpolizeilichen
Untersuchung" der Kreisdirektion gegen Bürgermeister Kremp, in deren
Verlauf sein Verhalten während der beiden Revolutionsjahre nochmals durchleuchtet
und bereits Verjährtes wieder aufgewärmt wurde.80 Man fand, „daß derselbe, wenn
er auch [1849] kein entschiedener Anhänger der Umsturzparthei gewesen, dennoch
in keinem Falle gegen diese aufgetreten, wie er hätte können und sollen". Dies, zusammen
mit einigen kleinen Dienstnachlässigkeiten, reichte für Kremps sofortige
Dienstentlassung, 1853 konnte das Landamt feststellen, daß in Neuershausen „Zwi~
stigkeiten und Partheiungen" beseitigt waren und sich der „politische Geist" gebessert
hatte.

Quellen aus Endingen zeugen von fortdauernder Erbitterung gegen die badische
Obrigkeit. 1851 schreibt eine verheiratete Frau: „Soldaten für den Großherzog erziehe
ich nicht, die [unleserlich] sind es nicht würdig, von dem Volk unterstützt zu
werden. ... Immer ist noch Unzufriedenheit vorhanden, allein, es kann nicht anders
möglich sein, denn die Fürsten behandeln das Volk wie ihre Hunde."81 Im Frühjahr
1850 bezeichnete der Metzger Johann Wilhelm Zimmermann seinen Landesherm
öffentlich als „Lumpenkerl, nicht einmal gut genug zum Schweinehüten". Als Angehöriger
der deutsch-polnischen Legion und nach 100 Tagen Gefangenschaft in den
Kasematten von Rastatt stand er ohnehin unter Anklage. Das im April 1850 gegen
ihn verhängte Urteil von zwei Jahren Zuchthaus wegen Hochverrat erhöhte sich um
sechs Monate Arbeitshaus wegen Majestätsbeleidigung,82

Bei alledem behielten in Endingen - so das Bezirksamt 1851 - die „Anhänger der
Umsturzparthei" das Ubergewicht; noch im September 1853 wurde die Mehrzahl der
Bürger als „sehr unzuverlässig" und „sittlich verdorben" beurteilt,83 So befänden
sich die Gemeindeangelegenheiten trotz des „oktroiierten" konservativen Bürgermeisters
Ganter - Franz Michael Kniebühler war 1850 zunächst wieder eingesetzt,
wenig später aber, vielleicht wegen unklarer politischer Haltung, entlassen worden -
„ganz in der Hand der demokratischen Partei". Anläßlich der Wahl 1852 und Knie-
bühlers erneuter Kandidatur kam es zwischen ihm und den ehemaligen Anhängern

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