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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 153
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0155
Ein Dorf in den Revolutionswirren - Kippenheim

Von

Ursula Huggle

In aller Munde ist sie, die Revolution von 1848/49. Und seit die „Raab-Kartei" gedruckt
und auf CD vorliegt, bestehen ungeahnte Möglichkeiten, ganze Dörfer als
'revolutionäre Nester' zu entlarven. Plötzlich sind auch Tagebücher wie das des Kip-
penheimer Kronenwirts Ludwig Burger aus der Versenkung aufgetaucht, die die
trockenen Fakten mit Leben füllen.1 Hatten es die „Revolutionäre" aber auf einen
Umsturz abgesehen? Oder wollten sie nur die durch die Restauration zurückgedrängten
Forderungen nach Einheit, Recht und Freiheit einklagen? Wie haben die
Betroffenen die Revolution wahrgenommen, wie erlebten sie die Wirren dieser Zeit
und wie haben sich die Folgen für sie ausgewirkt? Am Beispiel der Gemeinde Kippenheim
soll diesen Fragen nachgegangen werden.2

1. Ein Marktflecken an der Straße nach Freiburg

Mitte des 19. Jahrhunderts war Kippenheim ein großer Marktflecken, durch welchen
die Hauptstraße von Nord nach Süd und umgekehrt führte. Eine relativ große Gemarkung
gehörte zu diesem 2.133-Seelen-Dorf, insgesamt 4.389 badische Morgen,
knapp 1.600 Hektar. Ein Drittel der Gemarkung wurde von Ackern eingenommen,
ein weiteres machten die Wälder aus, in das letzte Drittel teilten sich Wiesen und
Reben. Wald- und Wiesenweide war vorhanden, so daß neben dem Ackerbau noch
Viehzucht betrieben wurde. 648 Stück Großvieh und 84 Pferde zählte man 1852; sie
wurden überwiegend auf dem Markt in Lahr abgesetzt.

Berücksichtigt man die große Bevölkerungszahl, so wird sofort klar, daß mit
durchschnittlich zwei Morgen Land pro Kopf (einschließlich Wald) keine Reichtümer
zu gewinnen waren.3 Das Steuerkapital der Gesamtgemeinde war wiederum
relativ hoch und betrug 1852 etwas mehr als 1,5 Millionen Gulden, pro Kopf durchschnittlich
etwa 720 Gulden.4 Das lag zum einen an dem relativ hohen Anteil der
Reben - 12,2 Ar pro Kopf5 -, zum anderen an der Lage des Dorfes an einer wichtigen
Nord-Süd-Achse. Durch die vielen Gasthäuser und die von Reisenden benötigten
Handwerksbetriebe wurden höhere Einnahmen erzielt, als sie sonst in einem rein
landwirtschaftlichen Ort üblich sind. Nicht zuletzt wird die Auswanderung von 290
Personen innerhalb der vorangegangenen 20 Jahre dazu beigetragen haben, denn bei
70 Prozent der Auswanderer hatte es sich um unterstützungsbedürftige Einwohner
gehandelt. Obwohl sie mit Zuschüssen der Gemeinde „verschickt" wurden, besserte
sich dadurch die Vermögenslage. Natürlich nicht für alle im gleichen Maß, wie sich
anhand des Steuerkataster von 1846 feststellen läßt. Einige der wohlhabenderen Kip-

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