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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 159
(PDF, 32 MB)
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heißt.22 Mannheim war ein Zentrum des Radikalismus, und dort war es offenbar zu
Ausschreitungen gekommen, die Schaaf zur „Austreibung des großen Ausschusses"
veranlaßten. Uber diesen Vorfall hatte sich der bei den Behörden längst als Ultraradikaler
bekannte Winkler ausgelassen. Geheimrat Schaaf ließ sich nicht provozieren
, er reagierte überlegen und verzichtete auf eine Verfolgung dieser Angelegenheit.
Er hängte sogar die Karikatur „unter Glas" in seinem Amtszimmer auf, Ein Jahr später
geriet Winkler erneut ins Blickfeld, als man ihm den Vertrieb der Flugschrift „Ein
deutsches Rechenexempel" vorwarf, ein Pamphlet auf die „fürstlichen Müßiggänger
", das zum Massenhaß und zum Gebrauch der Waffen aufrief.23 Minutiös wird
darin vorgerechnet, wie viele Millionen die gesamten fürstlichen und mediatisierten
Adligen verschleuderten, „wie unsereiner etwa das Geld für eine Cigarre oder ein
Glas Bier ausgibt". Ein besonders brisantes, mit der Zehntablösung in Zusammenhang
stehendes Thema hatte sich Winkler hier ausgesucht, die Rolle des Adels als
Ausbeuter des kleinen Mannes. Gedruckt worden war das Blättchen unter „bundestäglicher
Preßfreiheit im 33. Jahr der nationalen Geduld" (Der im Dezember 1846
ernannte Innenminister Bekk hatte inzwischen das Presseverbot aufgehoben und erkannte
das Recht auf eine freie Presse an). Bei der Hausdurchsuchung fanden sich
nicht nur 19 Exemplare dieser Flugschrift, sondern noch weitere politische Schriften
sowie „Deutsche Lieder44 Hoffmanns von Fallersleben. Winkler wurde angeklagt und
kam ins Gefängnis. Aber er hatte viele Freunde, die zu seinen Gunsten aussagten,
darunter acht Bürger aus Kippenheim. Am 21. April 1847 unterzeichneten sie eine
Bittschrift an das Großherzogliche Bezirksamt Euenheim und boten an, für ihn zu
bürgen. Fünf von ihnen wurden später ebenfalls des Hochverrats angeklagt: Apotheker
Dung, Privatier Johann Metzger, Gemeinderatsmitglied Wagner, Kaufmann
Erdin und Kronenwirt Burger. Nur gegen Franz Anton Großholz, der 1849 nach der
Niederschlagung der Revolution als linientreuer Bürgermeister von Kippenheim eingesetzt
werden sollte, lag nichts vor.24 Die Anklage gegen Winkler wurde nach den
März-Ereignissen des Jahres 1848 am 20. des Monats aufgrund einer Amnestie des
Großherzogs für politische Verbrechen zurückgenommen.25 Aber als es nach dem
Heckerzug im April und dem Struveputsch im September 1848 im darauffolgenden
Jahr zu einem Volksaufstand kam, holten die Behörden die Listen mit den Namen der
damals involvierten Bürger wieder hervor. Schon seit vielen Jahren führten die
Behörden übrigens Listen, z.B. von Ärzten und Apothekern, die eine der Revolutionszeitungen
abonniert hatten, darunter der Apotheker Dung.26

4. Haben Juden ein Wahlrecht?

Seit 1847 führte Albert Dung nicht nur die Apotheke, sondern versah auch das Amt
des Bürgermeisters, das zuvor Georg Friedrich ausgeübt hatte, Der Apotheker hatte
sich systematisch emporgearbeitet, denn 1846, bei der Wahl der Wahlmänner, hatte
er noch den letzten Platz mit dem geringsten Stimmenanteil eingenommen. Und nun
war er Bürgermeister und übte schon qua Amt Einfluß auf das politische Geschehen
in der Gemeinde aus. Als im Frühjahr 1848 die Wahl der Wahlmänner zum Deutschen
Parlament erfolgen sollte, war die Gemeinde mit den bisher gewährten vier
Wahlmännern nicht mehr einverstanden. Sie wollte nun fünf, da die Einwohnerzahl

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