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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 163
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0165
Als das Jahr 1849 anbrach, waren überall Vereine entstanden und Bürgerwehren
gegründet worden. Im März wurde die Reichsverfassung (mit monarchischer
Spitze!) unterschrieben, im April lehnte der preußische König Friedrich Wilhelm IV.
die Kaiserwürde ab. Allerorten kam es zu den berüchtigten Maiaufständen, auch die
Kippenheimer waren nicht mehr zu halten. Dafür sorgte schon der Volksverein, der
am 12713. Mai zur Teilnahme an der Offenburger Volksversammlung aufrief.
Führender Kopf in Kippenheim war der Apotheker, Bürgermeister, Vorstand des
Volksvereins und Abgeordnete Albert Dung. Nicht von ungefähr war es ein Apotheker
, der die Fäden in der Hand hielt - er zählte zu den akademisch Gebildeten und
politisch Versierten, die unter den Abgeordneten der Verfassunggebenden Versammlung
stark vertreten waren.32

An der Offenburger Landestagung nahmen Mitglieder der Volksvereine teil wie
auch die inzwischen meuternden Soldaten der Garnison in Rastatt. Aus Kippenheim
reisten über 40 Bürger an, die mitmachen wollten und sich dann auch von der allgemeinen
Euphorie anstecken ließen. Kronenwirt Burger beschreibt dies folgendermaßen
: „Ich muß gestehen, daß ich zu den Handlungen, die ich nunmehr abzubüßen
habe, verleitet worden bin, und bekennen muß ich ferner, daß im Taumel der politischen
Aufregung meine Sinne durch fortwährenden Weingenuß in einem so aufgeregten
Zustande waren, daß ich die Folgen meines Benehmens nicht übersehen
konnte."33 Zum einen waren die Teilnehmer an der Volksversammlung von ihrer
Mission überzeugt - sie sind keineswegs nur dazu „verleitet worden" -, zum anderen
gerieten sie in den Sog einer Masseneuphorie, die alle mitriß. Die von der Offenburger
Landesversammlung aufgestellten Forderungen beinhalteten unter anderem
die Absetzung der Regierung Bekk, während von der Abschaffung der Monarchie
nicht die Rede war. Aber der Großherzog sah sich bedroht und floh. Die
Revolutionsregierung unter Brentano übernahm das Kommando. Sofort schritt man
zu Neuwahlen für ein neues Einkammerparlament, für welches nun jeder volljährige
Mann ohne Einschränkung von Konfession und Vermögen wählen konnte. Albert
Dung war einer der 74 Abgeordneten dieser „Konstituierenden Landesversammlung
".

In der für Kippenheim zuständigen Bezirksamtsstadt Ettenheim feierte man inzwischen
die geglückte Revolution mit roten Fahnen. Achaz Stehlin war von der
Revolutionsregierung zum Zivilkommissar eingesetzt worden. Das Kriegsrecht der
revolutionären Regierung wurde auf ganz Baden ausgedehnt.34 Da im Mai viele
Soldaten die Armee verlassen hatten, war eine Neuorganisation des Heeres beschlossen
worden: Künftig sollten Linientruppen und wehrpflichtige Bürger in
einer Volkswehr zusammengefaßt werden. Und wenn eine Gemeinde gegen die
Aushebung der Wehrpflichtigen Widerstand leistete, so sollten auf ihre Kosten
Exekutionstruppen eingesetzt werden. Als nicht alle jungen Männer der Aufforderung
zur Mobilmachung der Volkswehr folgten, ordnete Stehlin „Expeditionszüge"
zu den umliegenden Gemeinden an, um alle waffenfähigen Männer abzuholen,
wenn nötig mit Gewalt.35 In einen dieser Exekutionszüge waren Burger und Erdin
verwickelt. Anfang Juni 1849 sollten sie auf Anweisung von Stehlin nach Kippen-
heimweiler gehen, wo es tags zuvor zu „Händel und Unordnungen" gekommen
war. Burger schildert diesen Zug in seinem Tagebuch.36 Offensichtlich war es

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