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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 164
(PDF, 32 MB)
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immer wieder zu Schwierigkeiten gekommen, weil nicht alle zum ersten Aufgebot
gehörenden Männer bereit waren, gegen die preußischen Truppen ins Feld zu ziehen
. Dadurch kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen wie in diesem Fall in Kip~
penheimweiler^ wa sich ein Bürger gegen die zwangsweise Aushebung zur Wehr
setzte und <M>ä erschossen wurde. „Wir sollen keine Bürgerwehr verhaften, sondern
den Sohn von Stubanis, welcher tags zuvor den Peter Rösli von Rust tödlich
verwundet hatte," versuchte Erdin den widerstrebenden Burger zur Teilnahme zu
überreden» Die beiden zogen aus, fanden Stubanis aber nicht und kehrten unver-
richteter Dinge zurück, nachdem sie im Gasthaus zum Hirschen in Kippenheim-
weiler noch einen Schoppen Wein getrunken hatten. Ihre „Expedition" wurde den
Behörden gemeldet. Man verhaftete Erdin und Burger, weil sie angeblich Bürgerwehrleute
zur Teilnahme im Revolutionsheer zwingen wollten. Wahrscheinlich
haben Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinde zu der Denunziation von
Burger und Erdin geführt. Beide geben an, vom späteren Bürgermeister Großholz
verleumdet und angeklagt worden zu sein. Erdin wies darauf hin, daß ihm
Großholz noch Geld für Waren schuldig gewesen sei und ihn wohl daher angezeigt
habe. Besonders ungerecht fühlte sich Burger behandelt, der Großholz einmal vor
einer Verhaftung bewahrt haben will.

Wie in der großen Politik trennten sich auch innerhalb der Gemeinden bald die
gemäßigt Liberalen von den Demokraten, also den Radikalen, Einer dieser liberalen
Konstitutionellen war Moritz Grumbacher, der wie seine jüdischen Glaubensbrüder
schon aus Vorsicht eine eher gemäßigte Position vertrat. Schutz konnte ihnen nur
eine amtierende Regierung bieten, nur von ihr war eine Gleichstellung der bürgerlichen
Rechte zu erhoffen,37 Er gehörte zu den politisch engagierten Männern, die
für eine Volksvertretung und bessere soziale Bedingungen eintraten, ohne deshalb
gleich einen Umsturz zu befürworten. Moritz Grumbacher amtierte zeitweise als
Vorstand des Volksvereins und hielt noch auf dessen letzter Versammlung im Kronenwirtshaus
am 17. Juni 1849 eine Ansprache. Er vertrat eine gemäßigte politische
Richtung und vermied unnötige Konfrontationen, setzte sich aber für die Mobilmachung
der Bürgerwehr ein. Als es um das Mißtrauensvotum gegenüber Ratschreiber
Friedrich Schäfer ging, der mit Steuergeldern der Gemeinde verschwunden sein
soll, erwies sich Grumbacher als ein vorsichtiger und kluger Mann: Er plädierte
dafür, das entsprechende Schreiben an die Behörde nicht abzuschicken - er und
Dung unterschrieben es auch nicht „weil es deshalb zu Unruhen kommen
könne,"38 die es seiner Meinung nach zu vermeiden galt. Er mißbilligte sicher auch
die Beteiligung von Kippenheimern an der Schlacht von Waghäusel am 21. Juni
1849. Einige von Dungs Anhängern ließen sich jedoch nicht abhalten und wären
dabei fast ums Leben gekommen. Einem Gerücht zufolge wurden sie nach der Niederlage
in einer Scheune eingeschlossen, die in der Nacht niederbrannte. Nur dem
Mitleid des Leutnants Schilling von Cannstatt sollen sie ihre Rettung zu verdanken
haben.39

Mit der Schlacht bei Waghäusel und der Kapitulation der Festung Rastatt, in der
sich auch aus Kippenheim stammende Soldaten befanden, war die Revolution endgültig
niedergeschlagen. Die Fahndung lief, die Abrechnung begann.

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