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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 168
(PDF, 32 MB)
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Mittwoch = Linsen oder Bohnen

Donnerstag = Kartoffeln

Freitag = Knöpfli >

Samstags = Erbsen - alle 3 Tage Fleisch, welches Ochsenfleisch ist.

Den Sonntag morgen = Gottesdienst 9 Uhr,
Sonntag mittag = Unterricht.

Sonntags wie Feiertags seien die Sträflinge den Tag bei Tische, alwo nur ganz
stille gesprochen werden darf, bloß während dem Essen darf man miteinander sprechen
; nachmittags 4 Uhr ist der sogenannte „Gänse-Marsch", alwo einer hinter dem
anderen nachlaufen muß, ungefähr Vi Stunde. Nach 6 Uhr müssen alle schlafen
gehen." Burger wird schwermütig und leidet unter schrecklichem Heimweh nach
Frau und Kindern. Nur einmal im Monat darf er Besuch empfangen, seine Kinder
darf er jedoch nicht sehen. Trotz seines Elends nimmt er am Leben zuhause teil, erfährt
mit Sorge von den Einquartierungen preußischen Militärs. Seiner Frau wird unglaublich
viel zugemutet, um alles muß sie sich kümmern: um die vier Kinder im
Alter von sechs Monaten bis neun Jahren, um die Landwirtschaft - sie bauen Lewat,
Klee, Hanf und Weizen an 44 um die Einquartierung und um die Mahlzeiten für die
Gäste. Daneben schreibt sie einen Bittbrief nach dem anderen an den Großherzog,
damit ihr Mann früher entlassen wird. Zu all der Arbeit kommt die Sorge um das
Geld, denn das Vermögen ist beschlagnahmt, Burger zum Landschadensersatz, einer
Kriegssteuer, verurteilt. Mit Bitterkeit konstatiert er, daß doch das ganze Land beteiligt
gewesen sei - warum müsse man ihn am Leibe und am Vermögen bestrafen!
Dann tröstet er sich wieder damit, daß es andere noch viel härter traf, die zehn Jahre
Zuchthaus erhielten oder gar 15 Jahre wie der Engelwirt Johann Nepomuk Winkler.

Nach Burgers Schilderung zu schließen* scheinen die Zustände im Freiburger
Zuchthaus in der Löwenstraße geradezu himmlisch gegenüber denen in der Karlska-
serne gewesen zu sein, in welcher gefangene Revolutionäre auf das Kriegsgerichtsurteil
warteten. 16 Mann hatte man dort in die Gefängniszelle Nr. 71 eingesperrt, so
daß diese nur zusammengekauert liegen konnten. „Das Gefängnis war ganz mit Koth
beschmiert und hat zwei Löcher mit Gitter ..." Nur eines dieser beiden Löcher war
offen und ließ Luft hinein, „der Dampf und Qualm ist wieder zum Ersticken". Dazu
kam unerträglicher Durst - es war Hochsommer aber sie erhielten kein Wasser
mehr. „Als alles Rufen vergebens war, legte sich einer nach dem andern nieder und
sich lieber den Tod wünschend, als so behandelt zu werden."45

7. Kippenheimer Revolutionäre

Über einen Leisten scheren lassen sich die an den Aufständen beteiligten und verurteilten
Revolutionäre nicht. Zu verschieden waren die Gründe der zunächst von den
Bauern ausgehenden „Bauernrevolution" und der nachfolgenden politischen Revolution
von Bauern, Kleinbürgern und Handwerkern, Beamten - wie Bürgermeistern
- und Angehörigen freier Berufe, darunter Ärzten und Apothekern. Die Vertreter die-
ser gehobenen Berufe nahmen die Führungspositionen ein. Sie überstanden auch die
Reaktionszeit leichter, nicht zuletzt, weil viele von ihnen auswanderten. An einigen
der aus Kippenheim stammenden Verurteilten wird sich dies zeigen lassen.

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