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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 173
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0175
Erst im November 1850 wurde Erdin „auf Wohlverhalten" begnadigt und kehrte
wieder zurück nach Kippenheim. Dort handelte er weiter mit Lebensmitteln, Seegrasteppichen
, landwirtschaftlichen Geräten und anderem mehr.55 Aber er hatte den
Boden unter den Füßen verloren, zu hart hatten ihn die finanziellen Verluste durch
die Geldstrafen getroffen. 1865 konnte er nicht mehr alle Rechnungen für ihm gelieferte
Waren bezahlen. Ferdinand Etzdorf aus Freiburg blieb er beispielsweise 18
Gulden für Branntwein schuldig. Als dieser zwei Jahre später auf gerichtlichem
Wege den Betrag einklagte, war Erdin bereits mit drei erwachsenen Kindern nach
Amerika geflohen. Am 16. September 1867 schiffte er sich ohne Reisepaß ein und
ließ sich in Philadelphia im Staat Pennsylvania nieder. Der inzwischen Fünfzigjährige
hatte großes Glück: „Meine Kinder und Tochtermänner haben mir eine
sichere Existenz gegründet und wünschen, daß ich hier bleibe ...", schrieb er an das
Bezirksamt, als er um Auswandenmgserlaubnis für die zurückgebliebenen Familienmitglieder
nachsuchte. Inzwischen war das restliche Vermögen der Ehefrau Er-
dins unter den Hammer gekommen. Der Gemeinderat in Kippenheim begrüßte
daher das Auswanderungsbegehren mit der Begründung: „Nach unserem Dafürhalten
hätte Kaufmann Erdin sich und seine Familie durch den Betrieb seines Geschäftes
hier nicht mehr ernähren können." Bereitwilligst erteilte auch das Großherzogliche
Bezirksamt die Auswanderungsgenehmigung für Erdins Ehefrau und die drei
minderjährigen Kinder und befreite sogar den Sohn Karl vom restlichen Militärdienst
, den er - nach Ableistung seiner eigenen Militärzeit - als sogenannter Ein™
Steher für Andreas Winkler von Pfullendorf noch zu leisten gehabt hätte. Die dafür
erhaltene Abfindung in Höhe von 350 Gulden wurde ihm ausbezahlt und diente der
Familie als Reisegeld.

Wirten „eine Lebensfrage" - Kronenwirt Ludwig Burger

1811 wurde Ludwig Burger in Bohlsbach geboren als Sohn von Mathias Burger und
Theresia Kopf.56 Die Eltern wirteten daselbst auf dem „Kreuz". 1833 heiratete er
Maria Magdalena Keller aus Kippenheim und kaufte dort ein Haus mit Schildgerechtigkeit
. Im selben Jahr eröffnete er die „Krone". Zwischen 1837 und 1851 wurden
acht Kinder geboren, von denen drei bald wieder starben. Mit Leib und Seele
war Burger Wirt, kümmerte sich aber auch intensiv um seine Landwirtschaft. Durch
sein an der Hauptstraße gelegenes Gasthaus kam er mit vielen Leuten in Kontakt. Er
engagierte sich im politischen Bereich und hatte den „Volksführer" abonniert. Seine
Wirtsstube war schon bald das Versammlungslokal für die verschiedenen Vereine,
zuletzt für den Volksverein. Seine Verhaftung und die anschließende Verurteilung zu
zwei Jahren Zuchthaus verursachten eine schwere psychische Krise, aus der er nur
langsam wieder herausfand. Nach seiner vorzeitigen Entlassung am 31. August 1850
war er ein gebrochener Mann und hatte nur eines im Sinn: nach Nordamerika auszuwandern
. Er kam zwar davon ab, verkaufte aber noch im selben Jahr die „Krone",
Gebäude und Wirtsgerechtigkeit, an die Gemeinde, die ihr Rathaus dorthin verlegen
wollte. Das Recht zu wirten ging für 1.000 Gulden an Karl Schumacher, den Sohn
des wohlhabenden gleichnamigen Gemeinderats. Die Gastwirtschaft wurde im
Schumacherschen Haus mitten im Dorf eingerichtet und blieb dort bis Ende 1855.
Dann gab Schumacher auf, „weil sich die Gäste in den Wirtshäuser seiner Umge-

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