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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 182
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0184
Bau der Eisenbahn ein Drittel weniger Gäste seine Gaststube aufsuchten. Hinzu
kam, daß das Wirtshaussitzen von den Behörden nicht gern gesehen wurde und daß
das Geld knapp war. Der „Ochsen" hielt sich aber, denn 1870 saß immer noch ein
Elison darauf.70

Anders beim Kronenwirtshaus von Ludwig Burger. Die Tage dieser frequentierten
Gaststube waren gezählt. Zu große Vermögenseinbußen hatte Burger hinnehmen
müssen, bevor er sich nach seiner Freilassung im Sommer 1850 wieder den Geschäften
widmen konnte. Es ließ sich nicht feststellen, ob Burger die „Krone" wegen
akuten Geldmangels verkaufen mußte oder ob er das Haus veräußerte, weil er nach
Amerika auswandern wollte. Dieser zweigeschossige Bau mit hohen Staffelgiebeln
war bis 1803 von der Gemeinde als Rathaus genutzt worden, bevor sie ihn verkaufte,
und das Haus in Privatbesitz überging. Ein Jahr später entstand daraus das Gasthaus
„Krone",71 1833 übernahm es der damals 22jährige Ludwig Burger. Es fällt jedenfalls
auf, daß Burger im Lauf der nächsten Jahre mehrmals Land für ein paar hundert
Gulden verkaufte, wozu seine Frau die Einwilligung geben mußte.72 Daß er dann
doch wieder ein ansehnliches Vermögen ansammeln konnte, ist seiner Tüchtigkeit
und der seiner Frau zuzuschreiben.

9. Fest an das hohe Fürstenhaus gebunden

„Die früheren Anhänger der sogenannten liberalen Parthei verhalten sich ganz ruhig,
zeigen durch Wort und That, daß eine Sinnesänderung bei ihnen eingetreten ist und
schließen sich nach und nach immer mehr und fester der Großherzoglichen Staatsregierung
und unserm hohen Fürstenhause an." 1855 war die Welt wieder in Ordnung,
zumindest wenn man dem Großherzoglichen Amtsvorstand Pfister Glauben schenkt.
Ein Haar fand er dann aber doch in der Suppe: „Nur Partikulier Johann Metzger
scheint noch nicht ganz geheilt zu sein. Es wurde mir mitgetheilt, daß derselbe den
früheren verkehrten Freiheitsschwindel seiner desfalls schon erlittenen pekuniären
Nachtheile ungeachtet noch nicht verlassen hat und er seine frühere Richtung zeitweise
noch durchblicken läßt,"73 Ganz ohne Seitenhiebe scheint auch der katholische
Pfarrer nicht ausgekommen zu sein, spielte er doch in seinen Predigten immer
wieder auf die vergangenen Ereignisse an. Ansonsten stieg der Wohlstand des Ortes
wieder an nach den Mißernten der vergangenen Jahre. Zu den Wohlhabenderen zählten
mehrere Israeliten, die sich ansonsten „sehr gehorsam und devot" zeigten. Mit
den Juden gab es offenbar keinerlei Auseinandersetzungen, aber die Katholiken und
die Protestanten gerieten sich Mitte der fünfziger Jahre in die Haare wegen der Nutzung
der gemeinsamen Kirche. Erst nach zwei Jahren konnte der Streit beigelegt
werden. Dann herrschte wieder Friede unter den Konfessionen.74

Vieles hat der Amtmann zu loben - schließlich will die Obrigkeit dies auch hören:
„Untadelhaft" verhält sich Arzt Grumbacher, der mit zwei Gehilfen und zwei Hebammen
den gesamten Amtsbezirk „zur vollen Zufriedenheit" versorgt. Die Apotheke
ist ebenfalls in gutem Zustand und wird von Max Kramer aus Karlsruhe betrieben.
Kein Wort über den vorigen Apotheker Dung - von Amts wegen sieht und hört man
nur, was genehm ist» Sogar die politische Richtung der Wirte wird lobend erwähnt.
Von den aus der Bahn Geworfenen, den Ausgewanderten und den Verarmten spricht

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