Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 191
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rungstreuen Truppenverbände für sinnlos
. Da stieg der Heidelberger Theologiestudent
Rupp auf die Tribüne und
rief: „Wir sind nicht zusammen gekommen
, um zu rathen, sondern um zu
thaten, ich schlage deshalb den Freiburger
Turnwart Langsdorff als unseren
Oberanführer vor," berichtete
Langsdorff und gestand: „Der gewaltige
Jubel der etwa 1600 Bewaffneten
gab die Entscheidung. Ich erklärte
mich erst als nicht genug militärisch
geschult und einer solchen Aufgabe
nicht gewachsen und willigte schließlich
ein, nur provisorisch den Oberbefehl
zu übernehmen, bis Hecker und
Struve angelangt seien."23

Am nächsten Tag, am Ostersonntag,
erzwang Langsdorff mit seinen Männern
die Herausgabe der vier städtischen
Kanonen. Ständig gingen Abordnungen
der Freischärler in Richtung
Horben und Schauinsland, von
wo man die Ankunft der Freischarkolonnen
aus dem Wiesental erwartete. Die Lage wurde immer chaotischer. „Es
fehlte an einheitlichem Handeln, an Munition, an pünktlicher Ausführung der Befehle
," erinnerte sich Langsdorff, „wohl hatte ich Boten an Sigel und Struve geschickt
, wohl hatten wir auf der Turnerkneipe, bei Taiglicht-Beleuchtung Patronen
fabriziert und Kartätschenröhren gefüllt; wohl hatte ich 20 Mann beordert, mit
Pickel und Schaufeln über Emmendingen hinaus zu marschieren und nicht die
Eisenbahnschienen, sondern einen Dammschnitt abzugraben; und wohl suchte ich
möglichst baldige Fühlung mit den Sigelschen und Struveschen Kolonnen zu erhalten
; - allein meine Befehle wurden durch ungünstige Umstände (anhaltendes Regenwetter
, Abwehr Unberufener) behindert, .. ,"24

Als die regierungstreuen Truppen mit dem Sturm auf die verbarrikadierten Stadttore
begannen, stieg Langsdorff vom Münster herunter, um zu veranlassen, daß am
Predigertor in der Zähringerstraße eine Kanone in Stellung gebracht wurde. Zwei abgefeuerte
Kartätschenschüsse konnten die Angreifer jedoch nur für kurze Zeit aufhalten
, dann war die Munition verbraucht. Langsdorff mußte die Aussichtslosigkeit
des Kampfes einsehen: „Es war unsere letzte Kartätsche!" beendete Langsdorff das
Kapitel über den Kampf um Freiburg. „Ich befahl, die Kanone zu vernageln und den
Turnern die Weisung zu bringen, daß aller Widerstand nutzlos sei und jeder sich retten
solle, wie er könne. Ich selbst holte auf der Turnerkneipe meinen Paletot und
flüchtete über den Schloßberg, wo ich das Hurra des eingedrungenen Feindes mit
herrzerreißendem Gefühle hörte."25

Abb. I Der „Münstergeneral"
Georg von Langsdorff 1920 im Alter von 99 Jahren
(Stadtarchiv Freiburg)

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