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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 195
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0197
Jeremias Risler und Henriette Feuerbach

Augenzeugen der Revolutionsereignisse 1848/1849 in Freiburg

Von

Ulrich P. Ecker

Im Jahre 1992 wurde dem Stadtarchiv Freiburg derjenige Teil des schriftlichen
Nachlasses der Fabrikantenfamilie Risler zur Aufbewahrung anvertraut, der sich in
Händen von Herrn Thorwald Risler befand.1 Neben zahlreichen Zeugnissen zur Familien
- und Unternehmensgeschichte enthielt er auch ein in französischer Sprache
geführtes Tagebuch - oder besser gesagt - eine im Nachhinein in Tagebuchform niedergeschriebene
Familien- und Firmenchronik des Fabrikanten Jeremie bzw. Jeremias
Risler (1811-1884), der 1837 aus Cernay im Elsaß nach Freiburg gekommen
war und hier zunächst eine Baumwollkratzenfabrik eingerichtet hatte.2

1847, also im Jahre vor der Revolution, hatte er sich mit dem Chemiker Rene Dut-
foy (1812-1872) aus Paris zusammengetan und zusätzlich zur Baumwollkratzenpro-
duktion eine Porzellanknopffabrik zwischen Tal- und Schwarzwaldstraße3 gegründet
, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der größten Industrieunternehmen
in der Stadt entwickeln sollte.

Als es Ostern 1848 in Freiburg zu einem blutigen Nachspiel des unseligen
Freischarenzugs Friedrich Heckers kam, wurde die neue Knopffabrik kurzzeitig
Schauplatz eines heftigen Gefechts zwischen Aufständischen und Bundestruppen.
Darüber hinaus wirkten sich die Osterunruhen insgesamt nachteilig auf den Geschäftsgang
der Unternehmen Rislers aus. Kein Wunder also, daß er den 48er-Ereig-
nissen in Freiburg bei seinen Aufzeichnungen größeren Raum widmete.4

Zwar sprach Jeremias Risler es in seinem Tagebuch nicht offen aus, doch ist seiner
Darstellung des Revolutionsgeschehens zu entnehmen, daß er radikal-demokratischen
Forderungen eher kritisch gegenüberstand und die liberale, auf Durchsetzung
einer konstitutionellen Monarchie gerichtete Strömung favorisierte. Als Franzose
verfolgte er das revolutionäre Geschehen in Baden mit dem Blick eines interessierten
aber unbeteiligten Außenstehenden.5 Er sah keinen Anlaß, sich in irgendeiner
Weise öffentlich zu engagieren. Das Bemühen der gemäßigten liberalen Kräfte um
Verrechtlichung des im Vormärz Erreichten wie Presse- und Versammlungsfreiheit
oder Wahl zu einer Deutschen Nationalversammlung konnte er als bürgerlich liberaler
Unternehmer durchaus mittragen. Er fürchtete aber wie große Teile des Bürgertums
, daß sich die Revolution zu einer sozialen Revolution entwickeln könnte, die an
den sozialen und materiellen Besitzstand seiner Klasse rühren müßte.

Risler war stark beunruhigt, als sich am 22. April 1848 auf dem Karlsplatz 2000
bis 2500 bewaffnete Aufständische zur zweiten Freiburger Volksversammlung zu-

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