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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 197
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0199
Schwarzwaldstraße im Blick. Er bemerkte eine größere Abteilung von Freiburger
Aufständischen, die sich aus der Stadt an den Regierungstruppen vorbei die Straße
hinaufmogelte und auf Höhe des Gasthauses Schiff zur Hauptmacht der Sigelschen
Freischaren am Sternwald stieß. Er sah auch, wie sich die Schießerei von Günterstal
her immer mehr der Wiehre näherte und etwa 25 Freischärler sich in seiner Knopffabrik
verschanzten, wobei sie schrien „Läde her, Läde her". Schon nahte jedoch Militär
und besetzte die Fabrik. Mit Schüssen durch die Fenster wurden die Aufständischen
hinausgetrieben. Im Garten der Rislers gab es Tote.

Als der Abend nahte, fühlte sich Risler mit seiner Familie und den Kuenzers in
seinem Hause vor der Stadt nicht mehr sicher. Man beschloß, für die Nacht bei den
Eltern seiner Frau Mina im Gasthaus zum Kopf an der Engelstraße Zuflucht zu suchen
.9 Die Flucht war nicht ganz gefahrlos. Beim Schwabentor gerieten die Rislers
und Kuenzers in die Barrikadenkämpfe und mußten vor der wilden Schießerei in
einem Hause der Herrenstraße Schutz suchen.10 Endlich im Gasthaus Kopf angekommen
, trafen sie dort ihren Hausarzt und Freund Professor Karl Hecker, den Bruder
des gerade gescheiterten und in die Schweiz geflüchteten Friedrich Hecker. Übrigens
kannten die Rislers auch Friedrich Hecker sehr gut. Als jener, der schließlich in
den Vereinigten Staaten Zuflucht fand und zum wohlhabenden Landbesitzer avancierte
, 1873 bei einem Besuch in der alten Heimat in Freiburg Station machte, wurde
er bei Rislers zum Diner geladen.

Wie Jeremias Risler beobachtete auch Henriette Feuerbach (1812-1892), die Frau
des Gymnasialprofessors Feuerbach11 und Stiefmutter des Malers Anselm Feuerbach
, von den Fenstern ihres ebenfalls unweit des Schwabentors gelegenen Wohnhauses
die dortigen Barrikadenkämpfe.12 Ihre Eindrücke schrieb sie in einem Brief an
ihre Schwägerin Sophie Heydenreich13 am 25. Mai 1848 nieder.14 Dort heißt es unter
anderem: „Aus dem Güntersthaler Wald sah man eine lange schwarze Kolonne herankommen
, mit vier Kanonen und einem berittenen Anführer an der Spitze. Das Militär
wogte in einem Knäuel an der Brücke durcheinander, ein Augenblick genügte,
um den Angriff von der Stadt gegen die Freischaren zu richten. Pelotonfeuer krachte,
Kanonen donnerten, die Freischaren sausten bis zu unserem Haus. Das alles geschah
in der Hälfte der Zeit, als ich es erzählen kann. Die hessische Infanterie warf sich in
vollem Lauf auf und mit lautem Hurrageschrei gegen den Wald zu, die Freischaren
verschwanden darin und zogen sich nach zwei verschiedenen Richtungen in die
Höhe, badische Dragoner besetzten die Eingänge, und nun blitzte und krachte es aus
meinem schönen grünsamtnen Wald heraus, ach - das war traurig! Tote und Verwundete
wurden herausgetragen, auf der Brücke standen immer noch die Kartätschen
gegen die Stadt gerichtet, damit die drinnen nicht herauskonnten, sie tobten wie gefangene
wilde Tiere, und auf dem Münster stürmte es in einem fort/4 Am folgenden
Ostermontag erzwangen die Bundestruppen den Zugang zur Stadt. Henriette Feuerbach
schloß die Fensterläden, als hessische reitende Artillerie aufzog und das Kartätschenfeuer
auf das Schwabentor eröffnete, 1 Vi Stunden später beobachtete sie, wie
das Militär in breiten geschlossenen Reihen mit klingendem Spiel, aber im Sturmschritt
und mit gefälltem Bajonett in die Stadt eindrang. Jubelnd standen die Bürger,
nun da die Aufständischen unterzutauchen begannen, an den Fenstern. Damen winkten
mit ihren Taschentüchlein und begrüßten das Militär als Befreier.

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