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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 198
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0200
Gleich nachdem die Soldaten in den Bürgerhäusern einquartiert worden waren,
begannen sie systematisch die Häuser der Stadt eines nach dem andern nach Waffen
und Verdächtigen zu durchsuchen. Risler schreibt, daß diese Herumschnüffelei zwei
Tage lang anhielt. Laufend wurden aufgegriffene Verdächtige als Gefangene in die
Kasernen geschleppt. Dabei kam es zu bösen Übergriffen. Angewidert notierte Risler
: „Die Gefangenen wurden mit großer Brutalität behandelt. Am Montagabend war
der Schloßberg übersät von Nassauern. Unerbittlich machten sie Jagd auf Freischärler
, die sich dort im Gebüsch verborgen hatten. Ich habe beobachtet, wie sie drei
hetzten, als seien diese wilde Tiere." Seine Darstellung bestätigt auch Henriette
Feuerbach im bereits zitierten Brief an Sophie Heydenreich: „Wer auf der Straße
war, wurde gefangen oder niedergemacht, wer an den Fenstern sich zeigte, erschossen
. Das dauerte vier Tage; aus den Kellern herauf, zu den Fenstern heraus wurden
sie gezogen. Alle Häuser durchsucht/45 Doch keiner wagte, etwas zu sagen. Hart
ging Risler mit seinen Mitbürgern ins Gericht. Er stellte fest: „Die hiesige Bürgerschaft
hat sich gleichgültig und unentschlossen gezeigt. Es ist zu vielen feigen
Denunziationen gekommen."

Die breite Aufbruchstimmung, die im Februar/März 1848 auch in Freiburg geherrscht
hatte, war verflogen. Der Hecker-Aufstand hatte freilich im Bürgertum der
Stadt von Anfang an keinen großen Rückhalt gehabt. Mit dieser der großen Sache
eigentlich schädlichen „Revolutionsspielerei" - ein von Karl Marx geprägtes Wort -
wollte man nichts zu tun haben. Aber solange der Ausgang noch nicht entschieden
war und Heckers Anhänger die Szene beherrschten, gab man sich neutral. Als der
Aufstand dann gescheitert war, jubelte man dem Regierungsmilitär zu. Typisch war
dieses Verhalten für den badischen Mittelstand nach dem Urteil des liberalen Heidelberger
Historikers Ludwig Häusser. Das Bürgertum, so Häusser, war der wandelbare
Barometer der jeweiligen politischen Witterung. Es war durch Motive der
Furcht, des Vorteils und der Einschüchterung ganz zu beherrschen.16

Auch die Mairevolution 1849 fand in Freiburg keine breite Unterstützung beim
Bürgertum. Zwar gab es große Aufregung. Volksverein, Arbeiter, Studenten und Soldaten
bestimmten die Szene. Der Großteil der Bürgerschaft wartete ab und sah zu,
Zusahen auch Jeremias Risler und Henriette Feuerbach, Und sie waren alles andere
als angetan von dem, was sie sahen. Als großen Fehler beurteilte Risler die Flucht
des Großherzogs, seines Hofs, seiner Beamten und Offiziere im Mai. „Nur dadurch"
- so schrieb er - „ist ein großer Teil der danach eintretenden tristen Ereignisse erst
möglich geworden. Wenn sie, wie es eigentlich ihre Pflicht war, an ihren Posten geblieben
wären, hätten sie die wohlmeinenden Kräfte um sich scharen und die Revolte
unterdrücken können, die von einem Häuflein ambitionierter und exaltierter Wirrköpfe
nun inszeniert wurde."

Letzte Zuflucht der provisorischen von Amand Goegg geführten Regierung und
ihrer vor der preußischen Übermacht zurückweichenden Streitkräfte war im Juni
1849 Freiburg. Nochmals stand die Stadt im Mittelpunkt des Revolutionsgeschehens
. Die Feuerbachs hatten beim Herannahen der vor den Preußen zurückweichenden
Revolutionstruppen ihr Haus verlassen und sich vorsichtshalber nach Breisach
begeben. Von dort aus konnten sie, falls die Lage gefährlich werden sollte, schnell
über die Rheinbrücke nach Frankreich fliehen. Henriette Feuerbach berichtete da-

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