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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 203
(PDF, 32 MB)
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Buchbesprechungen

Geschichte der Revolution 1848/49

Franz X. Vollmer: Wehrhaft für die Freiheit. Revolution und Volksbewaffnung im Jahre
1848/49 in Stadt und Amtsbezirk Gengenbach. Hg, von der Stadt Gengenbach. Selbstverlag,
Gengenbach 1998,128 S., Abb.» Kartenskizzen und Quellenwiedergaben.

Mit 75,000 wehrtauglichen Badenern hätte man „in einer Woche alle teutschen Grenzländer in
den Aufstand hineinzwingen (können); jedes Vordringen der badischen Waffen hätte ein neues
Heer geschaffen ..." Dieses Zitat aus den Erinnerungen eines badischen Volkswehroffiziers
belegt, daß die Revolution auf Expansion angelegt war. Die Diskrepanz zwischen Anspruch
und Wirklichkeit war jedoch hoffnungslos groß. Die Volksbewaffnung, die 1849 rasch durchgesetzt
werden sollte, geriet mancherorts zur biedermeierlichen Klamotte und insgesamt zu
einem gefahrlichen Abenteuer, das teuer bezahlt werden mußte im wörtlichen und übertragenen
Sinn.

Franz Xaver Vollmer geht in seiner Publikation „Wehrhaft für die Freiheit" ausführlich auf
die Volksbewaffnung ein, die wegen der materiellen und finanziellen Belastung, die sie den
Gemeinden auferlegte, gut dokumentiert ist. Er läßt den Leser auch die Gewissensentscheidungen
erkennen, vor die sich die Betroffenen gestellt sahen. Zur Verteidigung der „gerechten
Forderungen des Volkes" oder der von der Nationalversammlung verabschiedeten Reichsverfassung
fand sich mancher bereit, der niemals in das Gewand des Freischärlers geschlüpft
wäre. Vielfältig und erfinderisch waren die Reaktionen, als sich die Aussichtslosigkeit des revolutionären
Kampfes immer klarer erwies, verzweifelt dann, als die Revolution mit eiserner
Strenge und Terror die Disziplin der Truppe aufrechtzuerhalten begann.

Betrachtungen wie diese stellte Vollmer bei seiner Untersuchung der Vorgänge von 1848/49
in Gengenbach und dem von hier aus verwalteten Amtsbezirk an. Durch die Synthese aus den
großen Zusammenhängen und kleinsten Details gelang ihm eine Darstellung von hoher Authentizität
und Dichte. Die Begabung, eingängig zu formulieren und die Inhalte leserfreundlich
anzuordnen, trug das ihre zum positiven Echo bei.

Ein zentraler Ort des revolutionären Geschehens war die ehemalige Reichsstadt Gengenbach
nicht, aber der Ruf nach Gleichheit für alle und Überwindung des Feudalismus stieß auch
hier auf offene Ohren. Als im Mai 1849 ganze Marschkolonnen bändergeschmückter Frei-
heitsixeunde vom Bodensee und der Baar vorüberzogen, um an der Offenburger Versammlung
teilzunehmen, ließen sich die Gengenbacher von der Hochstimmung anstecken. Die Ritterstatue
auf dem Marktbrunnen trug in jenen Tagen die blaue Bluse und den Heckerhut.

Die Wiederherstellung der alten Ordnung durch die preußische Militärintervention griff
auch hier leidvoll in manches Schicksal ein. Eine politische Spaltung hinterließ die Revolution
jedoch nicht, im Gegensatz zu Offenburg, wo noch jahrelang ein Klima der Denunziation
herrschte. Kurzbiographien von Revolutionsbeteiligten aus Gengenbach und den Amtsgemeinden
von Berghaupten bis Zell am Harmersbach runden die gelungene Publikation ab, die
auch für die Aufmachung und drucktechnische Gestaltung Lob verdient.

Renate Liessem-Breinlinger

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