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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 204
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0206
Volker Watzka/Gerhard A. Auer: Die Sonne der Freiheit. Die Revolution von 1848/49 im
Oberamt Emmendingen und den Bezirksämtern Kenzingen und Waldkirch. Bd. 1: Stadt und
Land. (,?S*Eige zeige". Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und Geschichte
12). Emmendingen 1998, 355 S.

Die „Sonne der Freiheit", die Rotteck und andere Intellektuelle des frühen 19. Jahrhunderts
viel beschworen hatten, wollte der Emmendinger Diakon Gustav Wilhelm Eisenlohr 1848 endlich
aufgehen sehen. Dieses Ziel vor Augen scheute er sich nicht, zum Kampf aufzurufen.
„Oder sinken wir vorher in die Gruft, oder sollen fallen im Kampfe, die Einzelnen sterben,
doch die Freiheit nicht."

Dieses Zitat setzten die Herausgeber des Jahrbuchs für den Landkreis Emmendingen aufs
Titelblatt des 1998 erschienenen Bandes, der die revolutionären Ereignisse der Jahre 1848 und
1849 im Kreisgebiet behandelt. Zwölf Autoren konnte Kreisarchivar Gerhard Auer dazu motivieren
, binnen eines Jahres insgesamt sechzig Einzelbeiträge zu erarbeiten und damit eine
flächendeckende Untersuchung vorzulegen, wie es sie sonst nicht gibt.

Quellenmaterial fanden die Autoren im Generallandesarchiv in Karlsruhe, wobei die gezielte
Suche durch eine in langjähriger Arbeit von Heinrich Raab erstellte Datei zur badischen
Revolution ermöglicht wurde. Auch die Bestände der örtlichen Archive waren ergiebig, vor
allem die Rechnungsbücher und deren Beilagen, wenn sie auch - wie Auer im Vorwort beklagt
- nur dürre Daten und keine beschreibenden Texte lieferten.

Verschiedentlich gelang es dem Forscherteam jedoch, bisher unbekanntes authentisches
Material wie Briefe oder tagebuchartige Aufzeichnungen in Privatbesitz aufzuspüren, die den
Zeitgeist besonders lebendig werden lassen. So profitiert zum Beispiel der Beitrag über Malterdingen
vom Hausbuch des dortigen Ratschreibers Jakob Heizmann, der darin seine Erinnerungen
an die Revolutionszeit festhielt.

Die Parallelität im Aufbau der Beiträge ist von der Dramaturgie der Ereignisse diktiert, die
im Februar 1848 angestoßen wurden, als in Frankreich die Republik ausgerufen wurde. Auf
die Bildung eines Vorparlaments in Frankfurt, das den radikalen Freiheitsfreunden in Baden
zu gemäßigt erschien, folgten bewaffnete Aufstände im April und im Herbst.

Die vorliegenden Einzeluntersuchungen ergaben, daß die entschiedenen Freiheitsfreunde
aus der Emmendinger Gegend sehr zahlreich einem Solidaritätsaufruf aus Freiburg folgten
und dort an Ostern 1848, wenige Tage nachdem Hecker mit seinen Freischärlern bei Kandern
geschlagen worden war, am sogenannten Kampf um Freiburg teilnahmen. Auch dieses Unter-
nehmen ging unglücklich aus für die Revolutionäre. Von Regierungstruppen wurden sie erst
eingeschlossen und dann geschlagen.

Als im Frühjahr 1849 die Reichsverfassung verkündet wurde, jedoch Gefahr lief, nicht umgesetzt
zu werden, gab es in Baden eine breite Volkserhebung, die zur Flucht des Großherzogs
und zur Machtübernahme durch eine republikanische Regierung führte. Diese ließ zur Verteidigung
der freiheitlichen Errungenschaften in allen Gemeinden Bürgerwehren aufstellen.

Für diese Phase verzeichnen die örtlichen Chronisten bei den jungen Männern im ehemaligen
Oberamt Emmendingen und den Bezirksämtern Kenzingen und Waldkirch eine eher gebremste
Spontaneität, die sich aus den ernüchternden Erfahrungen des Vorjahres erklärt. Viele
Wehrfähige versuchten damals, sich zu drücken, im Simonswälder Tal zum Beispiel mit der
Angabe, schwerhörig zu sein.

Ein trauriges Kapitel schloß sich an: die Abrechnung mit den Aktivisten. Einzelne Autoren
maßen dieser Phase, die sich über etliche Jahre erstreckte, großes Gewicht bei, was sich
lohnte; denn sie stießen nicht nur auf Nachrichten von Auswanderungen und auf Hochverratsprozesse
, die ergiebiges Aktenmaterial zum Thema hinterlassen haben, sondern auch auf unschöne
, aber sehr glaubhafte Fälle von Denunziation.

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