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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 205
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0207
Da alle Beiträge aus der örtlichen Perspektive verfaßt sind, konnte es nicht ausbleiben, daß
zentrale Ereignisse oder überörtlich agierende Personen mehrfach genannt werden. Die Aufgabe
, eine Gesamtbewertung vorzunehmen, haben die Herausgeber einem zweiten Band zur
Revolution 1848/49 im Landkreis Emmendingen zugedacht. Renate Liessem-Breinlinger

Franz X, Vollmer: Offenburg 1848/49. Ereignisse und Lebensbilder aus einem Zentrum der
badischen Revolution. C. Braun Verlag, Karlsruhe 1997, 532 S.

Offenburg war ein Brennpunkt der revolutionären Ereignisse in Baden 1848/49, Mitten im
Lande gelegen und seit 1844 durch eine Eisenbahnstation aufgewertet, eignete es sich als Tagungsort
für die Landesvolksversammlung vom 19. März 1848, wo unter anderen prominenten
Verfechtern der politischen und sozialen Freiheit und der Reichseinheit Hecker und Struve
sprachen. 1998 hatte die Stadt das Glück, in profilierter Weise zum Schrifttum der 150-Jahrfeiern
beizutragen, da der renommierte Historiker Franz Xaver Vollmer, der über jahrzehntelange
Forschungspraxis auf dem Gebiet verfügt, sich des Themas „Offenburg 1848/49" angenommen
hat.

In einem stattlichen, mit zeitgenössischen Abbildungen reich illustrierten Band stellt er
zunächst die Situation am Vorabend der Revolution dar, geht dann auf die Ereignisse ein, die
zu den sogenannten Märzerrungenschaften führten, auf das Frankfurter Vorparlament und den
unglücklichen, da voreiligen Heckerzug vom April 1848, Offenburger Republikaner standen
damals in Verbindung mit Hecker, denn in Offenburg sollten alle Kräfte aus der südlichen Landeshälfte
gebündelt werden vor einem geballten Vormarsch auf die Residenzstadt Karlsruhe.
Ausführlich behandelt Vollmer die Wahlen zur Nationalversammlung, die in der Frankfurter
Paulskirche tagen sollte.

Er versteht es, das Spannungsverhältnis zwischen großer Politik und lokalem Geschehen
lebendig darzustellen und dem Leser durch die menschliche und örtliche Nähe eine konkrete
Vorstellung nicht nur von den Ereignissen, sondern auch vom Geist jener Zeit zu vermitteln.

Die Enttäuschung über die schwerfällige Arbeit des Frankfurter Parlaments manifestierte
sich Offenburg betreffend durch die Mandatsniederlegung des Bürgermeisters Gustav Ree.
Dessen Nachfolger, der republikanisch gesonnene Rechtsanwalt Max Werner, machte seinem
Unmut dadurch Luft, daß er den Sitzungen immer öfter fern blieb.

Truppeneinquartierungen und die Verhängung des Kriegszustandes nach dem Struve-Putsch
im Herbst geben Zeugnis von der prekären Lage. Daß die Zahl derer, die auf Veränderung
drängten, in Offenburg nicht abnahm, zeigt die große Resonanz, die Anfang 1849 die Gründung
der Volksvereine fand, Diese wohlorganisierten Institutionen verhalfen mit den Bürgerwehren
und den zur Revolution übergelaufenen Soldaten im Mai und Juni 1849 dem Land
Baden zu der Besonderheit, sechs Wochen lang Republik gewesen zu sein. Die provozierende
Ablehnung der Kaiserwürde durch den preußischen König war der Anlaß zum Umsturz gewesen
.

In Offenburg verlief diese Phase der Machtübernahme durch die Revolutionäre ohne nennenswerte
personelle Veränderungen. Der fortschrittlich eingestellte Bürgermeister arbeitete
loyal mit der provisorischen Regierung zusammen, was ihn nach der Rückkehr der alten Gewalten
dazu veranlaßte, sein Amt niederzulegen.

Die Strukturen sind indes viel komplizierter als hier angedeutet werden kann, denn die
Freunde der Freiheit waren in zwei Lager gespalten: die Gemäßigten, die sich vaterländisch
nannten und sich am Ende der Revolution auch eine Monarchie vorstellen konnten, und die
Entschiedenen, die für ganz Deutschland die Republik erstrebten.

Im Mai 1849 rückte Offenburg erneut als Tagungsort einer großen Landesversammlung ins
Zentrum des revolutionären Geschehens in Baden. Vollmer beleuchtet dieses Ereignis, das die

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