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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 16
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und Abschiedsformeln - detailliert eingehen zu können,27 scheint es mir im vorliegenden
Zusammenhang abschließend noch wichtig, darauf hinzuweisen, dass im
Hintergrund des Briefes zumindest punktuell einige jener Personen greifbar sind, die
bei Susanna von Falkenstein explizit Erwähnung finden. Dies geht etwa aus den
Schlusszeilen des Schreibens hervor, in denen es unter anderem heißt, das clorengili
lasse ihre Colmarer Verwandte ze tusend molen grüßen. Im übrigen sei darauf hingewiesen
, dass zwei weitere Fragmente der Colmarer Briefsammlung aufgrund
handschriftlicher und inhaltlicher Merkmale wiederum Susanna von Falkenstein zuzuweisen
sind28 und das soeben vorgestellte Schreiben mit einiger Wahrscheinlichkeit
somit lediglich als Bruchstück einer ursprünglich vielleicht relativ intensiven
und umfangreichen Korrespondenz zu werten ist, die, wäre sie uns vollständig erhalten
geblieben, möglicherweise präzisere Einblicke in die persönlichen Verhältnisse
der Familien von Blumeneck, von Falkenstein, von Kippenheim, Lapp, Küch-
lin usw. gewährt hätte. So beklagenswert dieser Überlieferungsbefund jedoch auch
sein mag: im Kontext übergeordneter Zusammenhänge wird gerade der Mittelaltergermanist
die für die Literaturgeschichte des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts
auf den ersten Blick eher belanglos scheinenden Mitteilungen Susannas von Falkenstein
mit nicht unerheblichem Gewinn zur Kenntnis nehmen.

Welche Gründe rechtfertigen eine solch optimistische Einschätzung der Sachlage?
Ich meine, dass bereits ein erstes Sammeln und Sichten jener Quellenzeugnisse, die
sich im überlieferungsgeschichtlichen Umfeld des Colmarer Briefes ansiedeln lassen
, eindrücklich vor Augen führen kann, dass Susannas Schreiben auch und vor allem
innerhalb eines übergreifenden Systems der Literaturproduktion und -rezeption
zu situieren ist und nicht zuletzt über die verwandtschaftlich-familiengeschichtlichen
Verbindungen, die sich dem Schreiben selbst entnehmen lassen, Aspekte eines
verhältnismäßig komplexen spätmittelalterlichen Literaturgefüges aufscheinen.

Das soeben Gesagte lässt sich vielleicht am besten anhand einiger Informationen
verdeutlichen, die uns nicht nur zur Biographie, sondern auch zum literarischen Wirken
Dorotheas von Kippenheim, der Adressatin des Briefes, zur Verfügung stehen.
Bevor wir uns jedoch dem Leben und Werk dieser Dominikanerin näher zuwenden,
scheint es ratsam, die bisher unbeachtet gebliebene Frage nach der Datierung des
Schreibens zu stellen. Eine Durchsicht der älteren Forschungsliteratur zur Familien-
und Personengeschichte des elsässischen und südwestdeutschen Raumes zeigt, dass
diese größtenteils unzuverlässig, ja häufig sogar irreführend ist und sich die von ihr
bereitgestellten Angaben nur in Ausnahmefällen verifizieren lassen.29 Angesichts
des Fehlens gesicherter Personendaten rückt im vorliegenden Fall ein Datierungsinstrument
ins Blickfeld, das bisher unberücksichtigt blieb: ein - wenn auch nur in beschädigtem
Zustand erhaltenes - Wasserzeichen, über dessen spezifische Machart
und Verbreitung sich verhältnismäßig genaue und zuverlässige Aussagen treffen lassen
. Das auf dem Papierblatt erkennbare Muster repräsentiert ein bestimmtes Bildmotiv
, das sich unter anderem auch im Oberrheingebiet, und zwar seit etwa 1470 bis
1478 nachweisen lässt,30 was die Annahme nahe legt, dass der Brief wohl frühestens
gegen Ende der 60er-Jahre und spätestens zu Beginn der 80er-Jahre des 15. Jahrhunderts
geschrieben wurde.31 Dieser Datierungsansatz steht nun erfreulicherweise
mit den Resultaten der kirchengeschichtlichen Recherchen Leo Uedings in Ein-

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