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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 22
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0022
ein unterhalb der soeben vorgestellten Notiz eingetragenes Ich,11 das aus unbekannten
Gründen nicht fortgesetzt wurde, der Eintrag Ich anthennigo von kippenheim.72
Welche historische Persönlichkeit sich hinter diesem Namensträger verbirgt, lässt
sich zwar nicht exakt ermitteln, doch liegt immerhin der Verdacht nahe, der Genannte
könnte mit einem im Jahr 1496 bezeugten Anton von Kippenheim identisch
sein, der im Jahr 1507 das Freiburger Bürgerrecht erwarb, 1523 als Mitglied des
städtischen Rats in Erscheinung tritt und 1525 verstarb.73 Anton war vermutlich wiederum
ein naher Verwandter nicht nur Dorotheas von Kippenheim, sondern auch jenes
Christoph von Falkenstein, der an der Spitze der Namenseinträge rangiert, und
man wird vermuten dürfen, dass der Weltchronik-Codex zumindest zeitweise über
verwandtschaftliche Verbindungen seine Benutzer oder gar Besitzer wechselte. In
diese Richtung lässt sich vielleicht auch ein Eintrag deuten, der auf der folgenden
Pergamentseite erscheint.74 Hier findet sich nämlich ein Jerg von Kyppenheim als
suon eines Antonionuß aufgeführt, worauf die Jahresangabe anno dmi 29 folgt.75
Nun wissen wir, dass ein Georg (Gerie o. ä.) von Kippenheim 1420 als Mitglied des
Freiburger Stadtrats erscheint, 1433 und 1436 als Freiburger Bürgermeister nachweisbar
ist und auch sonst in historischen Zeugnissen Erwähnung findet, bis er für
das Jahr 1439 als verstorben bezeichnet wird.76 Könnte nicht er es gewesen sein, der
sich im Jahr 1429, also wenige Jahre nach dem Eintritt der älteren Dorothea von Kippenheim
in Unterlinden, als Eigentümer oder Benutzer der Weltchronik-Handschrift
verewigte? Falls ja, würde dies bedeuten, dass der Codex bereits während der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts im Umfeld der Familie von Kippenheim anzusiedeln
wäre. Doch selbst wenn der Eintrag erst hundert Jahre später erfolgte und Georg von
Kippenheim der Sohn des 1525 verstorbenen Anton von Kippenheim gewesen sein
sollte,77 sprechen die bereits behandelten Namenseinträge dafür, zumindest die älteren
Besitzer oder Benutzer des Codex im verwandtschaftlichen Umfeld Susannas
von Falkenstein und Dorotheas von Kippenheim anzusiedeln.

Doch der Colmarer Brief liefert für die Auswertung der im Münchener Weltchronik
-Codex überlieferten Namensliste noch weitere wertvolle Dienste, die im vorliegenden
Zusammenhang nicht übergangen werden sollten: Ehrismanns Textausgabe
berücksichtigt unter anderem zwei Notizen, die bislang unkommentiert geblieben
sind. Der erste dieser beiden Einträge findet sich unterhalb der linken Spalte von fol.
266v und lautet a lap?% Welche Gründe sprechen dagegen, hinter dieser vermeintlichen
Kritzelei den abgekürzten Namen jenes swogers Dorotheas von Kippenheim zu
vermuten, der im Brief Susannas von Falkenstein Erwähnung findet? Vielleicht war
Adam Lapp auch nicht der einzige Angehörige seiner Familie, der die Handschrift
benutzte oder gar sein eigen nannte: Auf dem letzten freien Pergamentblatt des Codex79
konnte Ehrismann einen vermutlich entstellten Namenszug erkennen, der
möglicherweise auf einen Ulrich lop zu beziehen ist.80 Allen Unsicherheiten zum
Trotz wird man somit insgesamt konstatieren dürfen, dass im verwandtschaftlichen
Umfeld der um 1470/80 miteinander in Briefkontakt stehenden Susanna von Falkenstein
und Dorothea von Kippenheim zumindest zeitweise ein Weltchronik-Codex
rezipiert wurde oder gar den Besitzer wechselte, der auch in entstehungsgeschichtlicher
Hinsicht dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aktionsraum der
genannten Familien zugeordnet werden kann.

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