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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 23
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0023
Die soeben angestellten Beobachtungen zeigen, dass eine Rekonstruktion der literaturgeschichtlichen
sowie der lebensweltlichen Zusammenhänge, die im Hintergrund
des Colmarer Briefes zumindest partiell aufscheinen, nicht nur die innerhalb
des Klosters Unterlinden herrschenden Verhältnisse, sondern auch die Gegebenheiten
rechts des Rheins zu berücksichtigen hat. Daher erhebt sich nun die grundsätzliche
Frage, ob ein literaturgeschichtlicher Zugriff, wie er anhand des verwandtschaftlichen
Umfelds Dorotheas von Kippenheim vorgenommen wurde, auch hinsichtlich
der Person oder Umgebung Susannas von Falkenstein Resultate zeitigt. Ich
meine, diese Frage nicht nur im positiven Sinne beantworten, sondern auch anhand
einiger von der Forschung bisher kaum beachteter Daten und Fakten zeigen zu können
, dass im Umfeld Susannas von Falkenstein in gewisser Hinsicht geradezu die
Kehrseite der in Unterlinden nachweisbaren Auseinandersetzung mit der lateinischsprachigen
religiösen Literatur zum Vorschein kommt.

Zum Zeitpunkt des im Jahr 1425 erfolgten Klostereintritts Dorotheas und Ursulas
von Kippenheim lebt im Freiburger Klarissenkloster bereits seit längerem ein junges
Mädchen namens Magdalena Beutler, das seit dem dritten Lebensjahr himmlischer
Erscheinungen teilhaftig ist.81 Die begnadete Klarissin ist die Tochter Georg
Beutlers, eines aus der Stadt Kenzingen (nördlich von Freiburg) stammenden Kaufmanns
und Ratsherrn, und der Margarethe von Winterthur.82 Wie im Fall Dorotheas
und Ursulas von Kippenheim hat auch Magdalenas Vater zum Zeitpunkt des Klostereintritts
bereits das Zeitliche gesegnet, doch sind wir im vorliegenden Fall über
die näheren Umstände verhältnismäßig gut informiert, steht uns doch als Quelle eine
Vita zur Verfügung, die sich um das Leben von Magdalenas Mutter Margarethe
rankt.83

Dieser von Johannes Meyer (1422-1485)84 im Jahr 1468 verfasste Text85 schildert
, wie Margarethe nach dem Ableben ihres Mannes (1411) ihre Tochter dem Freiburger
Klarissenkonvent anvertraut,86 auf ihren Besitz Verzicht leistet und sodann die
Beschwernisse einer fünfjährigen Bettelfahrt auf sich nimmt,87 die sie unter anderem
nach Marburg führt, wo sie im Elisabethenspital Kranke pflegt.88 Als sie dort
später zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt und zum Tod durch Ertränken verurteilt
wird, kann ein aus ihrer Heimat stammender Priester die Verurteilte gerade noch
rechtzeitig retten.89 Margarethe verlässt nun die Gegend und stattet, wie Johannes
Meyer weiter berichtet, dem grossen fründ gotes, der mit sinen halgen gesellen lebt
in Oberland, in dem gebirg einen Besuch ab, um sich von dem angeblich mehr als
99 Jahre alten Mann, der einst mit Rulman Merswin, dem Gründer des Straßburger
Johanniterklosters 'Zum Grünenwörth',90 Umgang pflegte, Rat einzuholen, wie sie
ihr Leben nun weiter gestalten solle.91 Der Gottesfreund legt ihr nahe, ins reformierte
Dominikanerinnenkloster Unterlinden einzutreten.92 Margarethe folgt dem Rat des
Gottesfreundes und führt in Colmar über mehrere Jahre hinweg ein vorbildliches Leben
, bis sie, zusammen mit weiteren Schwestern, ab dem Jahr 1423 die Reform im
Basler Kloster St. Maria-Magdalena an den Steinen durchführt,93 wo sie am 23. Dezember
1428 ihr Leben beschließt.94

Soweit die biographischen Nachrichten zu Margarethe von Winterthur. Nicht nur
die im Kontext der Bettelfahrt berichteten Vorgänge sowie die späteren Reformbemühungen
, sondern auch die zahlreichen mystischen Gnadenerlebnisse von Mag-

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