Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 25
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0025
bis zu ihrem Tod am 5. Dezember 1458, und alles deutet daraufhin, dass hier, selbst
wenn Susanna von Falkenstein erst nach Magdalenas Ableben in St. Klara eingetreten
sein sollte, die Spuren ihres Wirkens noch über viele Jahre hinweg lebendig blieben
. Möglicherweise lebte die Verfasserin des Colmarer Briefes längere Zeit im unmittelbaren
Umfeld Magdalenas und erlebte die eine oder andere der aus heutiger
Sicht äußerst fragwürdigen Aktionen der Klarissin aus nächster Nähe mit. Die entsprechenden
Vorgänge haben moderne Interpreten dazu veranlasst, in Magdalena
eine sogenannte 'Hysterica' zu sehen und ihr trotz der gebotenen Skepsis etwaige
bewusste Betrugsabsichten abzusprechen.97 Statt im vorliegenden Zusammenhang
auf die psychopathologischen Aspekte dieses Falles detailliert einzugehen, sollen
nun einige wichtige biographische Stationen Magdalenas wenigstens gestreift werden
: Das religiöse Erleben der Visionärin scheint derart intensiv gewesen zu sein,
dass sie das Leiden Christi am eigenen Leibe erlebte und angeblich sogar die Stigmen
trug.98 Im Jahr 1429 fingierte sie eine übernatürliche Entrückung ihres Leibes
und warf einen mit eigenem Blut geschriebenen Brief unter ihre Mitschwestern, in
dem sie ihr Hauptanliegen, die Durchsetzung des Prinzips völliger Armut im Kloster
, vortrug.99 Das Jahr 1431 brachte für Magdalena eine außerordentlich peinliche
Episode, als die Klarissin für den Dreikönigstag ihren eigenen Tod prophezeite,100
woraufhin sich zahlreiche Menschen - darunter auch Vertreter der geistlichen und
weltlichen Obrigkeit - in die Klosterkirche begaben, um dem spektakulären Ereignis
beizuwohnen.101 Magdalenas Voraussage erfüllte sich jedoch nicht, was die Visionärin
dazu veranlasste, das Vorkommnis als göttliche Demütigung zu interpretieren
.102 Während die Reputation der Klarissin in der breiten Öffentlichkeit durch die
soeben geschilderten Ereignisse erheblichen Schaden erlitt,103 blieb ihr Ansehen im
klösterlichen Umfeld anscheinend erhalten. Auch in späterer Zeit soll die Schwester
noch mehrmals auf 'übernatürliche' Weise entrückt worden sein.104

Fragt man sich nun, ob und in welcher Form die soeben referierten Ereignisse oder
doch zumindest die Erinnerung an diese Vorgänge im Umfeld Susannas von Falkenstein
anzusiedeln sind, so liegt es zunächst nahe, die Quellenbasis unseres heutigen
Wissens über das Leben Magdalena Beutlers zur Kenntnis zu nehmen. Wie der
einschlägigen Forschungsliteratur zu entnehmen ist, stammen unsere Informationen
im wesentlichen aus dem sogenannten 'Magdalenen-Buch'.105 Auf den ersten Blick
suggeriert dieser Titel die Existenz eines literarischen Werkes, das trotz der für mittelalterliche
Verhältnisse einzukalkulierenden Überlieferungsvarianz als ein zumindest
in groben Umrissen greifbares Textgebilde vorliegt. Das 'Magdalenen-Buch'
konfrontiert uns jedoch mit einer ganzen Reihe von zum Teil äußerst befremdlichen
Überlieferungsphänomenen, die vermutlich durch das 'Nachleben' Magdalenas zumindest
mitbedingt worden sein dürften. Ein Blick auf die Textüberlieferung zeigt,
dass das 'Magdalenen-Buch' in zwei Vollhandschriften vorliegt, die heute in der
Stadtbibliothek Mainz (Hs. II 16 = Hs. M) und in der Universitätsbibliothek Freiburg
(Hs. 185 = Hs. F) aufbewahrt werden.106 Darüber hinaus existiert eine nur wenige
Textzeugen umfassende Streuüberlieferung, die sich im wesentlichen auf die
Wiedergabe einzelner Visionen, Briefe und Gebete beschränkt.107 Außerhalb des
'Magdalenen-Buches' ist schließlich eine kurze deutsche Vita der Magdalena Beutler
anzusiedeln, die im sogenannten 'Gedenkbuch der Ciarissen zu Freiburg' über-

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0025