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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 26
(PDF, 59 MB)
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liefert wird,108 wobei sich ein Auszug dieser Lebensbeschreibung in einem die Freiburger
Franziskaner betreffenden Protokollbuch109 erhalten hat.

Verbirgt sich hinter dem 'Magdalenen-Buch' eine bestimmte Verfasserpersönlichkeit
? Die bereits angedeutete Überlieferungsvarianz verunmöglicht eine eindeutige
Autorenzuweisung, wobei nicht zuletzt die Streuüberlieferung erahnen lässt, mit welchen
Faktoren der Textkonstituierung und -weitergäbe grundsätzlich zu rechnen ist.
So finden sich beispielsweise in einem heute in München lagernden Textzeugen110
mehrere Visionen und Brieftexte, die bereits um 1430 bis 1450, also noch zu Lebzeiten
Magdalenas, eingetragen worden sein müssen.111 Die Verschriftlichung einzelner
Visionen und die Weitergabe der Notate dürfte somit zu einem relativ frühen
Zeitpunkt eingesetzt haben, wobei die Vollhandschriften vermutlich sekundäre Überlieferungsstufen
repräsentieren,112 die, wie ein Vergleich der Textzeugen zeigt, darüber
hinaus völlig unterschiedlichen Gestaltungskonzepten folgen, was für die Textüberlieferung
schwerwiegende Folgen nach sich zieht.113 So wechseln in der Mainzer
Handschrift biographische Berichte bzw. Briefe chronologisch ungeordnet mit
Visionen und Auditionen ab, während im Freiburger Codex zunächst einmal Magdalenas
Vita bis zu ihrem fingierten Tod überliefert wird.114 Interessanterweise spiegelt
die Mainzer Handschrift jedoch gerade nicht eine bestimmte Redaktion des Textes
wider, sondern repräsentiert vielmehr eine frühe Überlieferungsstufe, wobei besonders
auffällt, dass die bereits erwähnten Texte der Münchener Handschrift mit dem
Beginn der Mainzer Handschrift übereinstimmen.115 Überhaupt scheinen die frühesten
verschriftlichten Zeugnisse im Mainzer Codex am Anfang zu stehen, wobei ein
Vergleich mit dem Freiburger Textzeugen zeigt, dass der Mainzer Überlieferungsträger
auch Texte enthält, die in der Freiburger Handschrift fehlen.116 Andererseits überliefert
der Freiburger Codex aber auch zusätzliches biographisches Material.117

Das 'Magdalenen-Buch' konfrontiert uns also auch und vor allem mit dem Problem
der Überlieferungsvarianz. Welche Verfasser oder Bearbeiter an der Verschriftlichung
von Magdalenas Erlebnissen beteiligt waren und für die Auswahl, Anordnung
und Redaktion der einzelnen Texte verantwortlich sind, bleibt nach wie vor
zu klären, wobei der Eigenanteil der Klarissin zwar nicht unbeträchtlich sein wird,118
aber beispielsweise auch Magdalenas Beichtiger sowie eine Schwester namens Elisabeth
Vögtin, von der es ausdrücklich heißt, sie habe 18 Jahre lang mit Magdalena
zusammen gelebt und auch über sie geschrieben, bei der Entstehung und Überarbeitung
gewisser Abschnitte Pate gestanden haben dürften.119 Doch wie stark man
die Anteile dieser Personen auch gewichten mag, zu konstatieren bleibt, dass die Genese
des 'Magdalenen-Buches' vom klösterlichen Umfeld der Visionärin letztlich
nicht zu trennen ist. Dass sich der zwar erst in den Jahren 1656/57 entstandene, jedoch
auf alten Vorlagen beruhende Freiburger Codex dem Handschriftenbestand des
Klarissenkonvents zuweisen lässt120 und darüber hinaus auch ein Teil der Streuüberlieferung
der näheren Umgebung St. Klaras zuzuordnen ist, bestätigt diesen Eindruck
.121 Somit liegt es insgesamt nahe, zumindest die sekundären Entwicklungsstufen
des 'Magdalenen-Buches', wie sie uns etwa in der Freiburger Handschrift begegnen
, zeitlich wie räumlich mit Susanna von Falkenstein in Beziehung zu setzen,
auch wenn letztlich offen bleibt, ob und in welchem Maße die Priorin an der Entstehung
des Textes tatsächlich beteiligt war.

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