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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 28
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0028
Bereits dem Herausgeber dieser Zeilen bot der Hinweis auf die edel frauwe von
Kyppenheim Anlass, zwischen Magdalena und der genannten Patrizier-Familie
nähere Beziehungen zu vermuten.124 Wohl nicht ganz zu Unrecht: Wie ein Blick auf
die spektakulären Vorgänge des Jahres 1431 zeigt, wohnte den damaligen Ereignissen
signifikanterweise auch jener Freiburger Altbürgermeister Georg von Kippenheim
(Juncker Jerg von Kipenheim der altburgenmeister)125 bei, dessen Namen wir
möglicherweise in der Münchener Weltchronik-Handschrift finden. Das Teilnehmerinteresse
dieses Stadtpatriziers wird nicht zuletzt auch persönlich motiviert gewesen
sein, wobei jedoch vorläufig offen bleiben muss, ob hier wiederum ökonomische
oder verwandtschaftliche Faktoren mit im Spiel waren. Für Beziehungen persönlicher
Art spricht die Tatsache, dass im Verlauf der Ereignisse des Jahres 1431 ausgerechnet
Magdalenas Mitschwestern Clara von Kippenheim (Clara von Cipen-
heim) und Sophie von Blumeneck (frau Sufei von Blumeneck) die Anweisung erteilt
wurde, der schwer darniederliegenden Visionärin persönlich beizustehen.126 Mit der
Anwesenheit der Blumeneckerin schließt sich unser Kreis, lässt Sophie doch wiederum
an jenen Junker Georg von Blumeneck denken, der nach Ausweis des Colmarer
Briefes wohl nicht allzu lange nach Magdalenas Ableben eine der Nichten
Dorotheas von Kippenheim zum Traualtar führte.

Abschließend möchte ich versuchen, die im Rahmen meiner bisherigen Beschäftigung
mit dem Colmarer Brief und seinem literaturgeschichtlichen Hintergrund erzielten
Resultate kurz zusammenzufassen sowie einen ersten Ausblick auf weitere
literarhistorische Phänomene zu bieten, die das soeben skizzierte Untersuchungsfeld
zusätzlich aufhellen könnten.

Verglichen mit anderen literarischen Erzeugnissen des ausgehenden 15. Jahrhunderts
stellt Susannas Schreiben gewiss kein untersuchungswürdiges Objekt der mediävistischen
Forschung dar, gibt der Brief über seinen geradezu als banal zu bezeichnenden
Formelvorrat sowie über einige wenige Familiennachrichten hinaus
doch kaum nennenswerte sprachschöpferische Phänomene zu erkennen. Bei näherem
Hinsehen und unter Berücksichtigung des kulturgeschichtlichen Hintergrundes
zeigt sich jedoch, dass das Schreiben als Teil eines verhältnismäßig komplexen literaturgeschichtlichen
Gesamtgefüges anzusehen ist, das über die im klösterlichen
Rahmen anzusiedelnde Literaturproduktion hinaus nicht nur Einblicke in die Rezeptionsgeschichte
der spätmittelalterlichen Weltchronistik gewährt, sondern auch
neue Aspekte zu einigen bis heute nahezu unbeachtet gebliebenen Kapiteln des religiösen
Lebens und dessen Tradierungsformen zutage fördert. Die an dem hier skizzierten
Literaturgefüge beteiligten Personen scheinen, soweit sich dies im Verlauf
der ersten Sondierungen abzeichnet, über verwandtschaftliche Beziehungen, sehr
wahrscheinlich aber auch über politisch-wirtschaftliche Verbindungen miteinander
zusammenzuhängen; zumindest liefert uns ein in dieser Richtung erfolgender Zugriff
eine ganze Reihe entsprechender Hinweise, die uns, wie gezeigt werden konnte,
etwa das Zustandekommen der Benutzer- bzw. Besitzerliste im ehemals Wernigero-
der Weltchronik-Codex erklären helfen. Die Literaturgeschichtsschreibung sollte daher
, wenn auch nicht nur, Aspekte wie etwa die familiäre Zugehörigkeit der am Ent-
stehungs- und Weitergabeprozess von Literatur beteiligten Personen, ihre verwandtschaftlichen
Beziehungen, ihr Eingebundensein in Gruppen und Institutionen, wo

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