Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 111
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0111
Natürlich nahmen die Schauenburger diese Verdrängung aus ihren Rechten und
Einkünften nicht unwidersprochen hin, sondern versuchten, sich wenigstens die
„Jurisdictionalia" und einen Teil der Einkünfte zu sichern. Wiederholt untersagte die
vorderösterreichische Regierung den Schauenburgern und ihren Amtsleuten, vor
allem dem Amtmann Schächtelin, der mit Wissen der Herrschaft gegen von Baumburg
opponiert habe, jeglichen Eingriff in dessen Rechte und drohte ihnen mit dem
Entzug der Herrschaften. Die Pfandherren scheinen davon kaum beeindruckt worden
zu sein. Auch nachdem 1683 ein Vergleich zustande gekommen war und der
schauenburgische Admodiator zur Besorgung von Geldern nach Mähren geschickt
wurde, war der Streit nicht beigelegt. Die Schauenburger versuchten danach nicht
nur, ihre Herrschaftsrechte wieder wahrzunehmen,56 sondern traten bei ihren Aufenthalten
in Staufen zum Ärger von Verwaltung und Stadtbewohnern überaus selbst-
bewusst, bisweilen provozierend auf.57 So beklagten sich die zwei mährischen
Schwestern beim Kaiser, dass ihrem Mandatar mehrfach Prügel angedroht bzw. ver-
passt worden seien, dass Früchte und Wein „alß dieser Herrschaft beste Intraden" im
Besitz des Grafen seien, von Baumburg aber den Wein für seine Haushaltung kaufen
müsse. Der Graf hingegen residiere nach dem Vergleich nun wieder in Staufen
mit seiner „Suitte", verkaufe Schafe und Holz, verzehre und verkaufe Einkünfte und
veröde den Wald. Auch die Barone von Schauenburg aus dem Elsass seien nach
Staufen gekommen und hätten dort Einkünfte verzehrt. Der Graf - inzwischen hatte
wohl Franz Hannibal (1658-1689), der Sohn des Rudolf Heinrich, die Geschäfte
übernommen - rechtfertigte die Prügel (sie seien Baumburg nicht als Mandatar, sondern
wegen ehrverletzender Worte zugekommen), den Verkauf der Schafe (sie seien
sein Eigentum) und seinen großen Hofstaat (dieser entspreche seinem Stand, in den
er vom Kaiser selbst erhoben worden sei) und wehrte sich gegen eine erneute Immission
von Baumburgs. Er wandte sich sogar an die Stadt Freiburg mit der Bitte,
sich für seine eigene Wiedereinsetzung zu verwenden und Möring von Baumburg
abzusetzen, da die Herrschaften von diesem schlecht verwaltet und die Freiburger
Gläubiger schlecht bedient würden.58 Er hatte mit diesem Vorstoß allerdings keinerlei
Erfolg.

Auch die vorderösterreichische Regierung zeigte sich den schauenburgischen Vorstellungen
gegenüber unnachgiebig. Es ist offensichtlich, dass Österreich die Möglichkeit
, wieder stärkeren Einfluss auf die Herrschaften zu nehmen, nicht unwillkommen
war. Nach dem Verlust von Freiburg und Breisach an Frankreich infolge
des sog. Holländischen Kriegs (1673-1678) kam Staufen eine nicht geringe Bedeutung
zu; nicht umsonst drängten die vorderösterreichischen Behörden 1687 / 88 die
Stadt, ihre Stadtmauer und Stadttürme zu reparieren.59 Seit dem Bau eines Schmelzofens
in der Nähe von Staufen (um 1685), der die vorderösterreichische Eisenverarbeitung
in Kollnau unterstützen bzw. den Holzverbrauch dort entlasten sollte, galt
dieser Gegend ein zusätzliches Interesse der Regierung.60

Indessen hatte von Baumburg, der zunächst die Verwaltung einem „Acatholico"
überlassen hatte,61 auf Druck der vorderösterreichischen Behörden die Jurisdictionalia
- „weil solche dem selbigen propter religionem acatholicam nicht anvertraut
werden können" - dem noch von Schauenburg eingesetzten Amtmann Dr. Peter Fat-
tet abgeben müssen.62 Als nun aber 1688 mit dem Beginn des Pfälzischen Erbfolge-

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