Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 122
(PDF, 59 MB)
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Zaren -, lebe.5 Der Vater war bereits verstorben. Kurz darauf muss die Mutter, wohl
aus gesundheitlichen Gründen, fortgezogen sein. Sie ging nach Locarno und traf dort
ihren Sohn wieder. Dieser hatte sich inzwischen entschieden, sein Studium der Geschichte
und Philosophie in Freiburg fortzusetzen. Seine Mutter folgte ihm nach hier.
Am 17. Oktober 1910 wurden sie beide mit einer Wohnung in der Zasiusstraße 24,
2. Stock, in das Melderegister eingetragen. Und noch jemand kam ins Haus: Rosa
Graf aus Schwarzach. Am 27. September 1884 als Tochter des Landwirts Ferdinand
Graf und seiner Ehefrau Maria Anna geboren, hatte sie als Hausdame im Badenweiler
Hotel „Bellevue" gearbeitet und Frau v. Dmitrewski kennen gelernt, als diese
dort zur Kur weilte. Sie stimmte zu, mit nach Freiburg zu gehen, um hier den Haushalt
zu führen. Dass sie dabei Michail Dmitrewski begegnete, blieb nicht ohne Folgen
: Die beiden verliebten sich ineinander.6

Abb. 1 Michail und Rosa Dmitrewski mit ihren Kindern Simeon und Alexandra

(Photo aus Familienbesitz)

Bevor an weiteres zu denken war, musste das Studium abgeschlossen werden. Am
31. Juli 1912 bestand Michail Dmitrewski vor der Philosophischen Fakultät der Freiburger
Universität seine Doktorprüfung mit dem Prädikat „magna cum laude". Die
1913 veröffentlichte Dissertation behandelte „Die christliche freiwillige Armut vom
Ursprung der Kirche bis zum 12. Jahrhundert" - eine auch heute noch lesenswerte
Arbeit.7 Referent war Professor Heinrich Finke (1855-1938), Historiker und später
am Ende des Ersten Weltkrieges Rektor der Universität,8 als Korreferenten wurden
der Jurist Richard Schmidt (1862-1944) und Heinrich Rickert (1863-1936) beigezogen
. Der neukantianische Philosophieprofessor Rickert war nicht nur ein Anziehungspunkt
reformbewegter Studenten, sondern gerade auch der Russen in Freiburg.
Er hatte die Einrichtung einer Lesehalle für die russischen Studenten unterstützt -
aus Furcht vor „revolutionären Umtrieben" wurde sie erst nach mehreren Anläufen
genehmigt - und beteiligte sich an der Gründung der legendären philosophischen
Zeitschrift „Logos". Sie erschien ab 1910, vereinigte bedeutende russische und deutsche
Philosophen und diente als wichtiges Vermittlungsorgan zwischen der deutschen
und russischen Kultur.9 Dmitrewski zählte zu jenem Kreis von Russen, die
unter den Bedingungen des zaristischen Systems nicht das studieren konnten, was
sie wollten, und die nach Deutschland kamen, weil sie von der hiesigen Kultur und
dem Universitätsangebot angezogen wurden.

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