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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 124
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Zeit nach Straßburg, kehrte jedoch schon bald nach Freiburg zurück. 1919 starb
seine Mutter,13 und im selben Jahr, am 12. Juni, heiratete er Rosa Graf. Die Trauung
fand in Schwarzach statt, als Zeugen fungierten zwei Verwandte der Braut. Die Religion
spielte keine Rolle: Rosa Graf war katholisch, „Michael Dmitrewski" - auf
den Adelstitel scheint er bei dieser Gelegenheit keinen Wert gelegt zu haben - „griechisch
-katholisch".14 Ganz Schwarzach soll geweint haben, als das Paar das Dorf
verließ. Es fand - nach einer kurzen Zwischenstation - eine Wohnung in der Burgunderstraße
22, 3. Stock. Hier wurde am 23. August 1921 „Simeon v. Dimitrewski"
(sie!) geboren und wenige Tage später katholisch getauft. Am 25. September 1923
folgte die Tochter Alexandra.15

Inzwischen hatte sich die berufliche Situation der Familie grundlegend geändert.
Am 28. November 1919 beantragte Michail v. Dmitrewski beim Akademischen
Senat der Freiburger Universität, als Lektor der russischen Sprache und Literatur zugelassen
zu werden. Seine Begründung war damals politisch sehr aktuell: „Die Ereignisse
des letzten Jahres haben wohl zur Genüge erwiesen, dass Deutschland nur
durch ein enges solidarisches Zusammenarbeiten mit Russland wirtschaftlich sich
wieder emporarbeiten kann. Dieses Zusammenarbeiten kann aber nur dann erfolgreich
sein, wenn es sich auf gründliche Kenntnis des Wirtschaftslebens wie der Geisteskultur
des Landes stützt, und dieses setzt seinerseits einigermassen ausreichende
Beherrschung der russischen Sprache voraus."16 In der Tat gab es damals in Unternehmerkreisen
, dann auch in der Reichsregierung Überlegungen, durch - zunächst
- wirtschaftliche Kontakte mit Sowjetrussland die nachteiligen Folgen des Kriegsausgangs
zu mildern. Es lag nahe, dass sich zwei Staaten, die beide international isoliert
waren, annäherten, selbst wenn sich ihre politischen Systeme tiefgreifend unterschieden
: Der Vertrag von Rapallo 1922 kündigte sich mit ersten Zeichen an.17

Der Antrag ging an die Philosophische Fakultät zur Stellungnahme. Dmitrewski
sondierte bei verschiedenen Professoren und bat dann am 10. Januar 1920 den Dekan
, den Philosophen Edmund Husserl (1859-1938), sein Anliegen weiterzutreiben.
Jener tat dies am 2. Februar 1920 mit einer ausführlichen Empfehlung. Nicht nur
„die Betrachtung des eigenartigen russischen Sprachlebens, auch die Erforschung
des Schrifttums, der allgemeinen und der Kulturgeschichte, des Rechtslebens und
der Religion" würden aus dem Lektorat Nutzen ziehen. Dazu komme der Gewinn
für Leben und Beruf. Bereits jetzt gebe es an der neugegründeten Handelshochschulabteilung
der Universität „etwa 25 Reflektanten für russische Kurse". „In dem
weiträumigen, an Rohstoffen reichen Russland, wo man trotz vorübergehenden Hasses
den Deutschen von jeher achtete, erwarten viele unserer jungen Leute noch am
ehesten ein Feld zu lohnender Betätigung ihrer Kräfte." Dmitrewski sei nicht nur bestens
ausgebildet, sondern auch „ein Kenner des deutschen Wesens und Landes und
ein Freund Deutschlands". Die Fakultät halte ihn deshalb „für höchst geeignet", das
Amt des Lektors zu versehen, und beantragte einen zweistündigen Lehrauftrag für
ihn.

Der Senat leitete das Gesuch am 19. März 1920 befürwortend an das zuständige
Ministerium weiter. Schon am 30. März des Jahres erklärte dieses, es halte die Einrichtung
des Lektorats „für erwünscht", wollte aber - wie könnte es anders sein -
bei der Dotierung der Stelle sparen. Statt einer Vollbeschäftigung als Lektor schlug

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