Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 126
(PDF, 59 MB)
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Der Vater arbeitete zunächst in der Leningrader Filiale von Himmelsbach.22 Als
die Firma sich ökonomisch nicht mehr halten konnte, wurde er arbeitslos, erhielt
aber dann eine Beschäftigung, die wenigstens einen lockeren Bezug zu seiner Ausbildung
hatte: Er wurde Bibliothekar in der Akademie der Wissenschaften und stieg
bis in die dreißiger Jahre zum stellvertretenden Leiter der Abteilung für internationale
Buchbestellungen auf. Simeon Dmitrewski - dessen Bericht wir jetzt folgen -
besuchte bis zur 9. Klasse, also bis 1937, die Leningrader deutsche Schule, die früher
als „Petersschule" - 1710 als Schule der lutherischen St. Petri-Kirche am Newski
Prospekt gegründet - gut bekannt gewesen war.23 Alle Fächer wurden in Deutsch unterrichtet
, Russisch war die erste Fremdsprache. Mit Simeon zusammen lernten die
Kinder von politischen Emigranten aus Deutschland oder von Deutschen, die in
Leningrad arbeiteten, aber auch von Russen, die in alter Bildungstradition ihrem
Nachwuchs die deutsche Kultur vermitteln lassen wollten.

Während er sich an seine Kindheit in Baden nur noch schwach erinnert - wie er
das Ochsengespann seines Opas in Schwarzach führen durfte und Äpfel erntete oder
wie seine Eltern zu Hause gemeinsam sangen -, sind ihm aus der Zeit der Neuen
Ökonomischen Politik vor allem die vollen Geschäfte im Gedächtnis. Das änderte
sich rasch gegen Ende der zwanziger Jahre. Mit dem radikalen Kurswechsel der
Führungsgruppe um Stalin 1929 zugunsten einer beschleunigten Industrialisierung
und durchgängigen Kollektivierung kam es zu einer dramatischen Verschlechterung
der Lebensbedingungen.24 Die neuen Kollektivwirtschaften hatten das geerntete Getreide
ohne Rücksicht darauf, dass Saatgutreserven und Lebensmittelvorräte für den
Eigenverbrauch angelegt werden mussten, abzuliefern; dabei wurde oft gewaltsam
nachgeholfen. Das konnte nicht gut gehen: 1932 erschütterte eine katastrophale

Abb. 3 Das Ochsengespann von Simeon Dmitrewskis Großvater Graf in Schwarzach

(Photo aus Familienbesitz)

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