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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 132
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0132
Russischen Sowjetischen Föderativen Sozialistischen Republik -, verhaftet. Auf Beschluß
der Kommission des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten und des
Staatsanwaltes der UdSSR erhielt er das Todesurteil. Am 24.11.1937 wurde er in
Leningrad erschossen. Laut Schlußfolgerung des Militärstaatsanwaltes des Leningrader
Wehrkreises vom 31.8.1989 wurde der Beschluß der Kommission des Volkskommissariats
für innere Angelegenheiten und des Staatsanwaltes der UdSSR vom
27.11.1937 aufgehoben. M. S. Dmitrewski ist posthum rehabilitiert. Nehmen Sie unser
aufrichtiges Beileid entgegen zu dem Kummer, der Ihre Familie in der tragischen
Periode der Geschichte unseres Landes traf. Hochachtungsvoll. (Der Leiter der Einheit
)." 3»

Aus diesem Dokument geht nicht nur hervor, dass man die Angehörigen damals
erst viel später und mit unwahren Angaben über den Tod Michail Dmitrewskis informierte
und dass man ihn nach einem äußerst kurzen Verfahren erschoss, sondern
auch, dass er hingerichtet wurde, bevor offiziell das Urteil erging. Und noch mehr
konnte sein Sohn erfahren: Überraschenderweise stellte ihm der KGB auch die Unterlagen
über das Verfahren zur Verfügung - einen sehr dünnen Ordner. Am 16. Oktober
1937 erging der Befehl N 4721 zur Verhaftung des Vaters. Beschlagnahmt wurden
sein Pass, seine private Korrespondenz und sieben Bücher. Der Bevollmächtigte
der 6. Abteilung der 5. Sektion im Volkskommissariat für innere Angelegenheiten,
Jemeljanow, führte noch am 17. Oktober das erste Verhör durch. Dmitrewski gab
seine Personalien und diejenigen seiner verstorbenen deutschen Frau an. Auf die
Frage nach einer Vorstrafe antwortete er: „Verhaftet 1907 für revolutionäre Propaganda
unter den Studenten der Rechtsschule und nach Deutschland ausgewiesen."
Eine weitere Frage betraf Verwandte und Bekannte, mit denen er in Deutschland Verbindung
gehabt habe. Er nannte neben Verwandten den Freiburger Professor Heinrich
Finke, den Buchhalter der Firma Himmelsbach, Karl Binz (1883-?) und den
Freiburger Hans Specht (1891—?),39 dazu den Professor Nikolai A. Morosow vom
Holz-Institut. Damit war das Verhör beendet. Zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen
wurde er offenbar nicht befragt.

Zehn Tage später sah dies anders aus. Das Verhörprotokoll vom 27. Oktober 1937
lautet:

„Untersuchungsrichter: Sie sind wegen Spionagetätigkeit verhaftet. Was können Sie
dazu aussagen?

Dmitrewski: Ja, ich beschäftigte mich mit Spionagetätigkeit zugunsten Deutschlands
.

U.: Wann und durch wen wurden Sie angeworben?

D.: Ich wurde Ende 1925 vom deutschen Konsul in Leningrad, Fritz Kessler, angeworben
.

U.: Unter welchen Umständen wurden Sie angeworben?

D.: Ende 1925 bekam ich von dem mir bekannten Kanau eine Einladung ins Konsulat
. Kessler machte mir den Vorschlag, denn er kannte meine feindliche Einstellung
gegenüber der Sowjetmacht.
U.: Welche Angaben teilten Sie Kanau mit?

D.: Von 1925 bis zum Tag der Verhaftung übergab ich Kanau Angaben über die Dislozierung
und Versetzungen von Einheiten der Roten Armee in Leningrad, Peterhof,

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