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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 144
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und Manfred Wilke. Frankfurt a. M. 1977; Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion, S. 762-769.

41 Ob seitens des NKWD, des Volkskommissariates für innere Angelegenheiten, auf diese Weise angestrebt
wurde, die Akademie der Wissenschaften zu belasten, indem man dort einen Spion enttarnte
, lässt sich aufgrund der vorliegenden Quellen nicht sagen. Vgl. Nikolai Korenjuk: Die Akademie
der Wissenschaften der UdSSR als elitäre Korporation. In: Im Dschungel der Macht. Intellektuelle
Professionen unter Stalin und Hitler. Hg. von Dietrich Beyrau. Göttingen 2000, S. 65-83.
Ebenso muss offen bleiben, inwieweit die damaligen sowjetischen Beziehungen zu Deutschland
oder der Terror gegen die Militärführung 1937 - bei dem die Spionage für Deutschland, mit gefälschten
Dokumenten belegt, einen wichtigen Anklagepunkt bildete - eine Rolle spielten. Möglicherweise
rechnete man Dmitrewski einfach zu den Sympathisanten der „konterrevolutionären Nationalitäten
", die nach einem Beschluss des Politbüros vom Sommer 1937 zerschlagen werden sollten
. Vgl. zu den Vorgängen in Leningrad Markus Wehner: Hauptstadt des Geistes, Hauptstadt der
Macht. Leningrad/St. Petersburg und Moskau: Die Konfrontation im zwanzigsten Jahrhundert. In:
St. Petersburg - Leningrad - St. Petersburg. Eine Stadt im Spiegel der Zeit. Hg. von Stefan Creuz-
berger u.a. Stuttgart 2000, S. 220-232, hier S. 226-229. Der im zitierten Protokoll erwähnte
Zakowski (L. M. Zakovskij; im Text die Schreibweise Dmitrewskis) war Chef der Leningrader
NKWD-Verwaltung und gehörte der Troika an, die über die Erschießung von Verhafteten entschied;
ein „Kontingent" war vorgegeben. A. P. Polikarpow war für die Vollstreckung der Beschlüsse zuständig
(S. 228). Der Befehl Jeschows Nr. 00485 vom 11.8.1937, auf den sich Major Schapiro bezog
, ordnete die „Liquidierung" der angeblichen polnischen Spionage in der UdSSR an. Die „erste
Kategorie" der Verhafteten war zu erschießen (abgedruckt in: Leningradskij Martirolog 1937-1938.
Tom 2, oktjabr' 1937 goda [Leningrader Martyrologium 1937-1938. Band 2, Oktober 1937]. Sankt-
Peterburg 1996, S. 454-456). Dieser Befehl wurde offenbar in formaler Hinsicht und im Blick
auf den Spionagevorwurf zugrunde gelegt, jedenfalls ist aus den Quellen nicht ersichtlich, dass
Dmitrewski einer Verbindung zu Polen beschuldigt wurde.

42 Die Schreibweise im Brief wurde nicht verändert. Absätze sind durch Schrägstriche gekennzeichnet.

43 Die „administrative Verbannung" hat eine lange Tradition in Rußland: Volker Rabe: Der Widerspruch
von Rechtsstaatlichkeit und strafender Verwaltung in Rußland 1881-1917. Motive, Handhabung
und Auswirkungen der administrativen Verbannung von Revolutionären. Karlsruhe 1985. Vgl.
Ders.: Die Justiz. In: Handbuch der Geschichte Rußlands. Bd. 3: 1856-1945: Von den autokratischen
Reformen zum Sowjetstaat. Hg. von Gottfried Schramm. 2. Halbbd. Stuttgart 1992, S.
1527-1576, bes. S. 1542-1546, 1571-1572; Peter H. Solomon: Soviet Criminal Justice under Stalin
. Cambridge usw. 1996.

44 Dekabristen werden die Verschwörer genannt, die im Dezember (russ. dekabr) 1825 einen Aufstand
unternahmen, um den Zaren zu stürzen und eine konstitutionelle Monarchie oder eine Republik einzuführen
. Einige der Dekabristen wurden hingerichtet, die meisten jedoch nach Sibirien verbannt.
Großes Aufsehen erregte es, dass ihnen in der Regel ihre Frauen folgten. Vgl. Haumann: Geschichte
Rußlands, S. 317-325. - Zu den Verbindungen eines Vorfahren Simeon Dmitrewskis mit den Dekabristen
siehe hier bei Anm. 2.

45 Vgl. Haumann: Geschichte Rußlands, S. 601-608, 631-638; Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion
, S. 877-899, 1022-1052.

46 Gorbatschow verlangte die Aufarbeitung der „weißen Flecken" und förderte damit die offene Diskussion
über die Geschichte. Vgl. Haumann: Geschichte Rußlands, S. 647.

47 Vgl. Michail S. Gorbatschow: „Zurück dürfen wir nicht!" Programmatische Äußerungen zur Umgestaltung
der sowjetischen Gesellschaft. Eine kommentierte Auswahl der wichtigsten Reden M. S.
Gorbatschows aus den Jahren 1984-1987. Hg. von Horst Temmen. Bremen 1987, S. 16-26, 81-85,
159-164,212.

48 Dmitrewski bezieht sich hier auf Dimitri Wolkogonow: Lenin. Utopie und Terror. Düsseldorf usw.
1994.

49 Zum Phänomen der Angst, die die Menschen in Russland beherrschte, vgl. Daniil Granin: Das
Jahrhundert der Angst. Erinnerungen. Berlin 1999.

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