Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 154
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hunderts soll die Schule unter Kerer an die 400 Zöglinge gehabt haben.4 Sie war damit
größer als die Universität. Am Ende des 16. Jahrhunderts war die Zahl der
Schüler geringer: 1598 263 Schüler, 1599 272; 1600 kam man bloß auf 100, weil
man nur die wirklich jeden Tag erscheinenden Schüler zählte - eine Schulpflicht existierte
nicht, und vielfach verhinderte die Armut der Schüler den regelmäßigen und
steten Schulbesuch. 1603 wurden wieder viel mehr gezählt: 361.5 Die Universität hat
in den Rektoraten 1598/1599 und 1599 124 Neuimmatrikulationen verzeichnet,
1599/1600 und 1600 73.6 Die Zahl der neben diesen Neuimmatrikulierten an der
Universität verweilenden Personen lässt sich nicht ermitteln, doch darf man vermuten
, dass die Universität nunmehr eine größere, aber wohl keine wesentlich größere
Anzahl von Mitgliedern vorweisen konnte. Das 1572 eingerichtete Propädeutikum
der Universität, das Gymnasium academicum, bildete eine Konkurrenz zur städtischen
Lateinschule, die diese zunächst offenbar sehr gut bestand - 1603 konnte der
städtische Schulrektor eine zusätzliche Klasse einrichten.7 Der Niedergang der
Lateinschule wurde jedoch eingeleitet durch die Attraktivität, die das Gymnasium
academicum seit der Zeit gewann, als es 1622 von den Jesuiten übernommen wurde.
Zu Beginn des vierten Quartals 1622 wechselten 70 bis 80 Schüler von der städtischen
Lateinschule zum Gymnasium academicum der Jesuiten. Gleichzeitig erreichten
die Patres vom Stadtrat die Erlaubnis, die städtische Lateinschule künftig
zu visitieren.8 Der Niedergang der Lateinschule wurde vollständig, als die Wirren
des Dreißigjährigen Krieges Freiburg und seine Schule direkt erreichten und die
Kriegsnot überdies ab 1677 immer wiederkehrte.

Die nebenstehende Karte gibt den Einzugsbereich nach den Schülerlisten von 1598
bis 1600 wieder.9 Auf Karte und Legende sind die Einzugsregionen und die signifikanten
Orte zu erkennen, es sind die Dörfer nicht vollzählig genannt. Die Schülerlisten
, auf denen die Karte basiert, unterscheiden domestici und extranei. Dabei ist
zu beachten, dass die domestici nur die aus Freiburg gebürtigen Schüler meinen, die
extranei umfassen also die von auswärts angereisten Schüler und zusätzlich auch
diejenigen, die zwar außerhalb Freiburgs geboren wurden, aber mit ihren Eltern in
Freiburg ansässig geworden sind. Der Schulrektor, unter dem die zugrundeliegenden
Listen angefertigt wurden, hatte selber sowohl in Munderkingen, einer seiner früheren
Wirkungsstätte, als auch in Freiburg geborene Kinder, also extranei und domestici
. Das Kartenbild gibt streng genommen die Fluktuation zweier Generationen,
einer Eltern- und einer Schülergeneration, wider, doch dürfte der Anteil der migrierenden
Elterngeneration eher niedrig einzuschätzen sein. Die Einzugsregionen entsprechen
der Landkarte der Konfessionsverteilung. Für den Nahbereich ist dies weniger
auffällig - die baden-durlachischen Dörfer südlich und nördlich Freiburgs fehlen
selbstverständlich -, signifikant ist mehr noch der weitgestreute Fernbereich.
Hier fällt z. B. Wiesensteig auf, das viele Schüler schickte, eine von Petrus Canisius
der alten Kirche wieder zugeführte helfensteinische Herrschaft, aber bemerkenswert
sind ebenfalls die gemischt-konfessionellen Städte Kempten und Kaufbeuren wie
auch Straßburg, wo es doch das berühmte protestantische Gymnasium gab. Den Katholiken
bot aber Freiburg eine ihrer Konfession entsprechende Schule.

Die Konkurrenz der Jesuiten, die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, die Verarmung
weiter Bevölkerungskreise und der Stadt selbst ließen die Schülerzahlen sin-

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