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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 156
(PDF, 59 MB)
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ken und trieben auch die Lehrer in Armut. Johann Peter Häring (1621-1634) war bis
1764 der letzte Schulleiter, der einen Magistertitel erworben hatte. Nunmehr wurden
mehrfach Schulmeister der deutschen Schule für die Leitung der Lateinschule übernommen
trotz geringer oder gar gänzlich mangelnder Eignung.10 Die Schule büßte
ihre überregionale Funktion völlig ein. Die Schülerzahl ging um 1700 auf 20 bis 30
zurück; erst 1748 wurden wieder 120 gezählt, jetzt nahezu sämtlich Stadtkinder.11
1774 endete die fünfhundertjährige Trägerschaft der Stadt. Die Reformen Maria
Theresias regelten das Schulwesen völlig neu, Schulbesuch wurde Pflicht, und das
Schulwesen ging in die staatliche Hand über. Es wurde die deutsche Normalschule
ins Leben gerufen, die auf das Gymnasium hinführte. Die eigentlichen Aufgaben der
Lateinschule aber gingen an das Gymnasium academicum über, so dass die Geschichte
der Lateinschule nunmehr in die des Gymnasiums mündet und mit diesem
bis zum Übergang an Baden eine bewegte österreichische Spätphase durchmachte.
Am Ende scheint das Niveau der Lateinschule passabel gewesen zu sein. Mit den
beiden letzten städtischen Schulleitern, Johann Baptist Fischer (1764-1768) und
Franz Xaver Rauch (1768-1773), begegnen erstmals seit 130 Jahren wieder promovierte
Magister.12 Das Niveau der Schule zu Ende ihrer städtischen Epoche lässt sich
an der weiteren Verwendung Rauchs ablesen. Rauch wurde durchaus in das staatliche
Schulwesen übernommen, aber nicht an das Gymnasium, sondern an die deutsche
Normalschule, und zwar als Lehrer der Rechenkunst (1778-1786); danach stieg
er zum Direktor der deutschen Hauptschule in Altdorf (bei Ravensburg) und zum
Visitationskommissar in Schwäbisch-Österreich auf.13 Der letzte Schulleiter war
demnach ein durchaus fähiger Schulmann, der aber eine ganz andere Ausrichtung
hatte als die Schulleiter vor dem Dreißigjährigen Krieg; diese waren nicht von der
Mathematik, sondern der lateinischen Sprache und Dichtung geprägt gewesen.

II

Die Karte über die Herkunft der auswärtigen Schüler dokumentiert nicht etwa nur
die pädagogische Attraktivität auf die konfessionell altgläubigen Gebiete vom Elsass
über die katholischen eidgenössischen Orte bis Ostschwaben. Der Grund für weite
Wanderungen der Schüler war in vielen Fällen die schiere Not und der Wunsch der
scolastici ex elemosinis viventes,14 einen nicht allzu überfüllten Schulort zu finden,
wo der Bettel geduldet wurde und die Freigebigkeit der Bevölkerung hinreichend
war. Davon legen beredtes Zeugnis ab die Autobiographien des Laacher Benediktinerpriors
Johannes Butzbach (1478-1516) aus dem Jahr 1506, des Tübinger Professors
der Rechte Johann Kingsattler (1486-1534) von 1533 und des Basler Schulmeisters
und Buchdruckers Thomas Platter (1499-1582) von 1572. Alle drei verbrachten
ihre Schulzeit als wandernde und bettelnde Schüler.15 Kingsattler hat sein
Studium 1505, bereits 21-jährig, d.h. 5-6 Jahre später als besser Situierte, in Freiburg
begonnen; zuvor hatte er Schulen in seiner Heimatstadt Öttingen im Ries besucht
, in Schwäbisch Hall, Heidelberg, Heilbronn, Weißenburg im Nordgau, Amberg
und zuletzt in Pforzheim. Aber auch sein Freiburger Studium musste er bald unterbrechen
, um als Koadjutor des Offenburger Lateinschulrektors seinen Lebensunterhalt
zu verdienen. Das Schulgeld für Arme war ermäßigt, 1558 betrug es nur ein

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