Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 158
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moralische Formung des Lebens {sapienter instituere vitam) zur gelehrten Bildung
{litterae) führt, nicht umgekehrt. Sopher stützt seine leges et ordinationes in hohem
Maße auf das Erziehungsbuch „Adolescentia" des Schlettstädter Humanisten Jakob
Wimpfeling (1450-1528)21 und auf den Münsteraner und Alkmaarer humanistischen
Pädagogen Johannes Murmellius (1480-1517), der ebenfalls unter dem Ein-
fluss der Wimpfelingschen Schriften stand.22 Sopher war in Straßburg unmittelbar in
den Wimpfeling-Kreis gelangt, und wenn Wimpfeling Dichtungen von Battista Man-
tovano (1448-1516) oder Dietrich Gresemund (1477-1512) in den Druck gab, weil
er sie für den Schulunterricht geeignet hielt, dachte er sofort an Sopher.23

Die „Ordnung der Schul halben" von 1558 ist von den drei städtischen Schulaufsehern
, studierten Leuten, verfasst und vom Latinisten Glarean, einem erfahrenen,
um vernünftiges Maß bemühten Pädagogen, und dem Gräzisten Härtung begutachtet
worden.24 Jetzt wird nicht nur die längst bestehende Gliederung der Schule in vier
Klassen genannt, deren erste (oberste) der Schulmeister selber leitet, während die
zweite der Cantor, die dritte der Provisor und die vierte (unterste) der Locator versieht
und in denen die Schüler jeweils zwei bis drei Jahre unterrichtet werden. Jetzt
erfahren wir vielmehr auch, welche Lehrbücher und Autoren in dem recht vollen
Unterrichtsprogramm behandelt werden sollen. Darunter befindet sich eine von The-
tinger 1543 hergerichtete Sammlung kürzerer Erasmus-Briefe.

1597 legte Georgius Nicolasius eine neue Studienordnung vor: „Idea et generalis
descriptio scholae particularis Friburgensis."25 Das Neue war die Ausrichtung an der
Ratio studiorum der Jesuiten, insbesondere die Einführung des Griechischen in das
Unterrichtsprogramm der ersten Klasse. Dafür wurden die Grammatik und die Syntax
des Jesuiten Jakob Gretser vorgeschrieben. Als Lektüre dienten die Dialoge
Lukians und der griechische Text der Evangelien. Auch die lateinische Syntax und
Prosodie wurden nach einem Jesuiten-Autor gelehrt. Nicolasius richtete eine weitere
Klasse ein, um den vermehrten Stoff unterzubringen. Mit Nicolasius beginnt somit
ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Lateinschule. Doch wegen der Konkurrenz
der Jesuiten und der bald einsetzenden Kriege reichte dieser Abschnitt auch nur
wenig über Nicolasius hinaus. In der Folgezeit sank das Niveau in der oben beschriebenen
Weise.

Den nächsten große Abschnitt in der Geschichte der Schulordnungen markiert die
allgemeine staatliche theresianische Landesschulordnung,26 die Übernahme der
alten Funktionen teils durch die Normalschule, teils durch das Gymnasium acade-
micum, und die Hektik der Josephinischen Veränderungen.

Anmerkungen

1 Franz Bauer: Die Vorstände der Freiburger Lateinschule nach ihrem Leben und Wirken. Von der
Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1773 (Beigabe zum Programm des Großherzoglichen Lyceums zu
Freiburg i.Br. für das Schuljahr 1866/67). Freiburg i.Br. 1867, S. 15-29. Die Matrikel der Universität
Freiburg i.Br. von 1460-1656, Bd. I. Hg. von Hermann Mayer. Freiburg i.Br. 1907, S. 3. -
Einen vorzüglichen Abriss der Geschichte der Lateinschule bietet Hans Schadek in: Geschichte der
Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 2. Hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart 1994,
S. 461-474.

2 Adolf Weisbrod: Die Freiburger Sapienz und ihr Stifter Johannes von Wertheim (Beiträge zur Freiburger
Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 31). Freiburg i.Br. 1966, S. 41 f.

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