Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 167
(PDF, 59 MB)
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meist nicht rechtzeitig in das ferne Freiburg und die zu belohnenden Schüler muss-
ten vertröstet werden. Die Kritik aus dem Jahr 1794, dass die Schüler mit einer wertlosen
Medaille mit dem Herrscherporträt nicht viel anfangen könnten, getraute man
sich selbstverständlich nicht öffentlich zu äußern. Jedoch verwies man darauf, dass
auch die Nachbarterritorien Bücher verschenkten und man bei einer Rückkehr zu
Buchprämien dem Vergleich besser standhalten könnte. 1800 wurden den Schülern
schließlich wieder Buchprämien ausgeteilt. Die Benediktiner hatten noch 1798 argumentiert
, dass gerade für die ärmeren Schüler Buchprämien als Leistungsanerkennung
doppelt wertvoll seien, da sie selbst sich kaum Bücher kaufen könnten.

Doch nicht nur Belohnungen, sondern auch körperliche Züchtigungen waren im
Gymnasium üblich. Die Rutenstrafen wurden im Auftrag des Lehrers von einem in
blau oder schwarz verkleideten Schüler an den Mitschülern vorgenommen. So wird
das Kinderspiel verständlich: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand!
Und wenn er kommt ? - Dann rennen wir davon." Als der Josefinismus die Verkleidung
verbot, fand sich niemand mehr bereit, die Strafen durchzuführen. Über einen
längeren Zeitraum wurde diskutiert, wie die Disziplinargewalt, die bei der Universität
lag, wahrgenommen werden sollte. Rutenstrafen, Arrest im Karzer und Relegation
waren gängige Mittel, und erst in den ersten Jahren badischer Regentschaft
wurde die Rutenstrafe eingestellt.24

Der Übergang an Baden brachte dem Gymnasium nicht nur einen neuen Landesfürsten
und die Selbstständigkeit, sondern auch die Trennung von der Universität.
Für die Schüler brachte er neben dem Wegfall schmerzlicher Rutenstrafen auch die
Einrichtung eines Karzers. Symptomatisch wurde auch der Namenswechsel für das
Gymnasium. Als universitäre Einrichtung führte es den Namen Gymnasium Acade-
micum, der 1806 aufgegeben werden musste. Mit den neuen badischen Landesfürsten
, die sich auf die Zähringer zurückführten und diese Zähringer-Tradition besonders
hervorhoben, zeichnete sich später eine neue Namensgebung ab. In der Übernahme
des Zähringer Herrschernamens „Berthold" für das Gymnasium wurde nicht
nur den neuen Herrschaftsverhältnissen Rechnung getragen, sondern auch zarte
Bande an die badische Tradition geknüpft.

Anmerkungen

1 Wilhelm Furtwängler: Festrede, gehalten am 4. Januar 1866 bei der Eröffnung des Neuen
Lyceumsbaues zu Freiburg im Breisgau, Freiburg 1866, S. 10. Vergleiche auch Joseph Nikolaus
Schmeisser: Chronik des Lyceums 1456-1807. In: Programm des grossherzogl. Lyceums zu Freiburg
im Breisgau. Freiburg 1840.

2 Heinrich Schreiber: Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau. 3 Bände.
Freiburg 1857-1860, insbes. II, S. 176-177 und 351.

3 Universitätsarchiv Freiburg (UAF), A 77/1 und B 38/139.

4 Theodor Kurrus: Die Jesuiten an der Universität Freiburg i. Br. 1620-1773. Band I (Beiträge zur
Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 21). Freiburg 1963, S. 107 f.

s UAF (wie Anm. 3), B 38/10, fol. 376vf und 378vf.

6 Kurrus (wie Anm. 4), S. 109 bezweifelt ein längeres Bestehen des universitären Gymnasiums
neben der Fakultät und glaubt, dass es 1618 wohl gar nicht mehr bestanden habe. Ein Beweis fehlt
aber für diese Annahme.

7 UAF (wie Anm. 3), A 77/27, S. 3: Die letzte Reformation warAo 1593. 27 Jahr vor Einführung der
Jesuiten. Die damaligen neuen Vorschriften ließ der Magistrat in lateinischer und deutscher Sprache
auf zwei großen Bögen in Druk legen, welche in der akad. Bibliothek noch eingesehen werden

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