Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 171
(PDF, 59 MB)
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deutsche Literatur wurden von ihm mit deutlich weniger Stunden ausgestattet. Dafür
hielt Baden an Französisch fest (das Preußen erst 1837 und mit geringerer Stundenzahl
einführte).

Der Lehrplan schrieb vier Klassen vor, die jeweils zwei Jahre dauern sollten (so
gliederte sich etwa die Anfangsklasse, damals noch die „Prima", in die „Unter-" und
die „Oberprima"). Die Verweildauer an einem Gymnasium betrug also acht Jahre -
im Unterschied zum alten österreichischen Gymnasium Academicum, das man in
fünf Jahren absolvierte. Freilich verstand sich dieser Lehrplan in Anbetracht der erst
noch zu leistenden Landesintegration und der prekären Finanzlage nach den langen
Kriegen nur mehr als Orientierung. Auch das Freiburger Gymnasium konnte sich aus
Geldmangel nicht daran halten: So hatte Freiburg bereits 1811 die Zahlung des versprochenen
Unterhalts eingestellt.14 Bis 1818 gab es insgesamt nur vier Jahrgangsklassen
. Auf Weisung des Innenministeriums errichtete die Direktion dann einen zusätzlichen
Jahreskurs.15 Und durch den freiwilligen Einsatz einiger Lehrer kam 1824
eine weitere Klasse zustande, die dann 1827 staatlich approbiert wurde. Der gesamte
Gymnasialkurs dauerte nunmehr sechs Jahre.16 Und hierbei sollte es vorläufig auch
bleiben.

Für die Schüler hatte sich in der Phase des Übergangs zu Baden ohnehin viel geändert
. Erstmals hatte das „Großherzogliche Gymnasium in Freyburg" zum Schuljahresende
1815 in deutscher Sprache eine Einladung zu den öffentlichen Prüfungen am
Ende des Schuljahres veröffentlicht17 und damit angezeigt, dass es seinen Leistungsstand
künftig auch von der Öffentlichkeit messen lassen wollte. Schwerer war für
viele zu ertragen, dass nunmehr Griechisch Pflichtfach für alle sein sollte. An der
Nützlichkeit des Lateins war nicht zu zweifeln, solange noch die meisten Vorlesungen
lateinisch gehalten wurden und ein Großteil der wissenschaftlichen Literatur in
Latein verfasst war. Wozu man aber Griechisch lernen sollte, das verstand - außer
angehenden Theologen - nur noch eine kleine Bildungselite. Bereits Präfekt Kefer
hatte deshalb im Programm von 1816 Verständnis für das Griechische angemahnt.18
Und Präfekt Schmeisser hatte später im gleichen Zusammenhang betont: „Wenn wir
bei der Bildung der Jugend nur auf das Rücksicht nehmen sollten, was die Bedürfnisse
des Tages befriedigt, ... dann wird die Jugend zu Menschen gebildet, die nicht
imstande sind, sich über ihre Zeit zu erheben und die Kultur weiter zu fördern."19
Aber diese Argumente überzeugten auf die Dauer nicht alle, insbesondere nicht jene,
die sich jetzt - am Vorabend der Industrialisierung - neben Latein auch moderne
Fremdsprachen, angewandte Mathematik sowie Naturwissenschaften wünschten.
Bis in die 40er-Jahre hinein regnete es deshalb Petitionen gegen Griechisch als
Pflichtfach. Sie beschäftigten immer wieder den badischen Landtag und wären 1844
um ein Haar erfolgreich gewesen.20

Über den Lernfrust trösteten zunächst die schülernahen Unterrichtsmethoden des
neuen Präfekten, Dr. Heinrich Schreiber, hinweg. Dieser übernahm sein Amt 1822,
wechselte aber bereits 1826 an die Universität.21 Schreiber wollte die unmittelbare
Begegnung mit der Antike und ließ deshalb die Schüler römische Ausgrabungen in
Hüfingen, Badenweiler und Riegel projektartig erkunden22 und die besten Berichte
in den Programmheften veröffentlichen.23

Unter seinem Nachfolger Josef Nikolaus Schmeisser (1826-1848) verlor sich frei-

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