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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 181
(PDF, 59 MB)
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dann die Repetentenquote (aber nicht die der gescheiterten Abiturienten!) gegen die
Jahrhundertwende hin auf durchschnittliche 6 %.

Bereits 1885 hatte das Freiburger Gymnasium das Karlsruher überrundet und war
damit zum größten Badens aufgestiegen.101 Das dadurch gewonnene Prestige machte
das Berthold-Gymnasium für lange Zeit zum Inbegriff eines humanistischen Gymnasiums
innerhalb der südwestdeutschen Schullandschaft. Gerade von diesem Gipfelpunkt
aus lohnt sich ein Blick auf die Gesamtentwicklung innerhalb der Stadt:
1860 hatte Freiburg etwa 18.000 Einwohner, 1900 waren es schon über 60.000.102
1860 gab es in Freiburg etwas über 500 Oberschüler (404 Schüler des Lyzeums und
100 Schüler der Höheren Bürgerschule), 1900 war diese Zahl auf 2266 und damit
annähernd proportional gestiegen. Allerdings steuerte das Gymnasium zu dieser
Quote nur noch 734 Schüler bei: 1532 und damit über zwei Drittel der Freiburger
Oberschüler kamen mittlerweile aus anderen Anstalten:103 Damit hatte die wachsende
Vorliebe für „reale Bildung" inzwischen das Gymnasium überholt.

Durch den schnellen Schülerzuwachs nach 1880 geriet das Gymnasium erneut in
Raumnot. Hinzu kam, dass erstmals 1886 ein Klassenteiler für die Quarta und Tertia
eingeführt wurde, der bei 45 Schülern lag, so dass wiederum die Zahl der Parallelklassen
in der besonders schülerreichen Mittelstufe stieg.104 Die politische Konsensbildung
über mögliche Abhilfen lief diesmal schnell auf den Plan eines zweiten
Gymnasiums hinaus: Zunächst kümmerte sich die Stadt um ein geeignetes Grundstück
in gehobener Lage, das sie schließlich im gerade entstehenden Villenviertel um
den heutigen Ludwig-Aschoff-Platz fand. Dann beschloss der badische Landtag im
April 1900, in Freiburg ein zweites Gymnasium zu errichten, denn „die Aufsicht und
Verwaltung einer Anstalt von 700 bis 800 Schülern" könne „von einem Direktor
nicht wohl besorgt werden".105

Das neue Gymnasium wurde mit Beginn des Schuljahres 1904/05 bezogen. Zuvor
hatte das Staatsministerium verfügt, dass es zu Ehren des regierenden Großherzogs
„Friedrich-Gymnasium" heißen solle, während das alte den Namen „Berthold
-Gymnasium" erhielt106 in Erinnerung an den Zähringerherzog Berthold III.
(t 1122), der als Gründer Freiburgs galt und in dem das Haus Baden einen seiner
Ahnherren sah. Gleichzeitig grenzte man den Einzugsbereich beider Schulen ab:
Zum neuen Friedrich-Gymnasium sollten alle Schüler gehören, die nördlich des
Münsterplatzes wohnten.107

Die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Wandlungen der Kaiserzeit
haben in der Überlieferung des Gymnasiums ihre diskrete Spuren hinterlassen: 1880
erbat erstmals ein Lehrer, Dr. Rückert, um Dienstbefreiung für eine Studienreise
nach Ägypten und Syrien.108 Dieses Datum bezeichnet ziemlich genau den Beginn
des modernen Bildungstourismus, den die Industrialisierung und ihre modernen Verkehrsmittel
, Eisenbahn und Dampfschiff, ermöglicht haben. Seit den 90er-Jahren
subventionierte die Kultusverwaltung Studienreisen nach Italien, Griechenland,
Kleinasien und Nordafrika, an denen häufig auch Freiburger Lehrer teilnahmen.
Aber nicht nur Studienreisen sorgten für die häufigere Abwesenheit von Lehrern:
Seit den 90er-Jahren stieg deren Teilnahme an militärischen Übungen, was wiederum
zeigt, dass auch ein immer größerer Teil der Gymnasiallehrer eine parallele Karriere
als Reserveoffizier verfolgte, die sich fördernd auf Ansehen und Fortkommen

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