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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 182
(PDF, 59 MB)
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auswirkte. Auch Schüler kamen gelegentlich zu üppigem Reisegenuss: 1901 und
1906 nahmen einige Gruppen an „Belehrungsfahrten" zur kaiserlichen Flotte nach
Kiel teil,109 nachdem bereits 1891 ein Lehrer anlässlich der Feier von Kaisers Geburtstag
über Bedeutung und Entwicklung der deutschen Flotte vorgetragen hatte.110
Unversehens war dann im Sommer 1914 der Ernstfall da - vom Direktor Zürn
nach Philologenart in die distanzierende Metapher gefasst: „Das Schuljahr 1914/15
begann im Zeichen des Mars."111 Begeisterung ergriff die sonst so behäbige Stadt.
Bereits am 6. August rückte das 113. Infanterieregiment mit klingendem Spiel nach
Westen. 33 Schüler der Unter- und Oberprima meldeten sich als Kriegsfreiwillige,
darunter fast die gesamte Ol a (20 von 23 Schülern).112 Die Zurückgebliebenen verfolgten
atemlos den Vormarsch der deutschen Truppen durch Belgien und Nordfrankreich
, die Schlacht bei Tannenberg.113 Dann aber verflüchtigte sich ihre Begeisterung
im immer öderen Alltag der langen Kriegsjahre. Zunächst waren die Ferien
bis zum 1. Oktober verlängert worden. Mit dem Unterricht begannen auch kriegsbedingte
Unannehmlichkeiten: Die modernen Schulgebäude der Realoberschule,
des Friedrich-Gymnasiums oder des Realgymnasiums waren in Lazarette umgewandelt
worden. Das Berthold-Gymnasium musste deshalb andere Schulen mit beherbergen
, was Schülern und Lehrern für die Dauer des Krieges Schichtunterricht
aufbürdete. Regelmäßig fiel Unterricht aus. Die Lehrerschaft „alterte" rasch: Wegen
der Einberufungen reaktivierte man pensionierte Lehrer (darunter auch den ehemalige
Direktor Schmalz). Professoren der Universität leisteten freiwilligen Zusatzdienst
am Gymnasium. Klassenweise mussten die Schüler regelmäßig aufs Land zur
Erntehilfe oder in die Wälder, um „Ersatzstoffe" zu sammeln. Schließlich wurden
Kohle und Gas für die Beleuchtung knapp, vor allem aber Lebensmittel. Der Geschützdonner
der Vogesenfront und häufiger Luftalarm riefen schließlich bei den
Schülern eine „nervöse Spannung" hervor.114 Und bei manchen schlug diese im
Herbst 1918 in etwas anderes um: „Herr Professor, morgen komme ich nicht, morgen
machen wir Revolution!",115 entschuldigte sich ein Schüler eines schönen Morgens
bei seinem Geschichtslehrer Dr. Mayer. Dann kam noch einmal Bewegung in
die kleine Großstadt: In großer Eile, erzwungen von den Fristen des Waffenstillstandsvertrages
, fluteten Teile des Westheeres über die Breisacher Rheinbrücke
zurück und marschierten durch Freiburg. Das Berthold-Gymnasium wurde vorübergehend
ein Truppenquartier. Der Unterricht fand für den Rest des Monats im Erzbischöflichen
Knabenkonvikt statt.116 Die aus dem Feld heimkehrenden Schüler vermehrten
in den kommenden Jahren die Schülerzahlen des Berthold-Gymnasiums.
Viele aber kehrten nie mehr zurück: 42 Schüler und ein Lehrer waren dem Krieg zum
Opfer gefallen.

„Zucht, Ordnung, Fleiß".
Zum Alltag am Gymnasium

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts gewann das Gymnasium seine Organisationsstruktur
und seinen klar definierten Leistungsanspruch. Trotz aller Unterschiede im Detail
begannen hierbei allmählich jene Strukturen hindurchzuschimmern, die auch
noch den Schulalltag der Gegenwart bestimmen.

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