Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 188
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Schulgeld griff also deutlich in die Budgets der betroffenen Familien ein, so dass
sich viele den Besuch einer Gelehrtenschule nicht leisten konnten. Allerdings bestimmte
bereits das Gelehrtenschulgesetz von 1836, dass das Didaktrum dort zu erlassen
sei, „wo Dürftigkeit, Fleiß und Sittlichkeit strenge nachgewiesen sind."149
Nach Ausweis der Schulprogramme (die allerdings nicht für jedes Jahr die Befreiungsquote
ausweisen) belief sich bis 1860 die Summe der teilweise oder ganz Befreiten
auf etwa 45 %.150 Danach begann bis 1914 die Quote der teilweisen oder vollständigen
Befreiungen auf etwa ein Fünftel zu sinken, nachdem der Staat die Befreiungsquote
auf höchstens 12% des jährlichen Schulgeldaufkommens pro Schule
eingeschränkt hatte. Daneben gab es unterschiedliche Stipendien. Das wichtigste
war das „Großherzoglich katholisch-theologische Stipendium", das den Nachwuchs
an katholischen Geistlichen sichern wollte.151 Ein landesherrlicher Vollstipendiat erhielt
am Freiburger Lyzeum neben Schulgeldbefreiung zunächst jährlich 100, dann
gegen Ende der 50er Jahre 150 Gulden. Diese Quoten dürften dem damaligen Jahresbedarf
eines auswärtigen Schülers bei sparsamer Wirtschaftsführung entsprechen.

Wegen der noch geringen Lyzeumsdichte kam ein großer Teil der Schüler von auswärts
. Diese Schüler wohnten dann als Pensionsgäste in Freiburger Familien. Ihre
Zahl ging jährlich in die Hunderte, so dass die „Kostschüler" eine wichtige Einnahmequelle
für die Freiburger Bevölkerung darstellten,152 jedenfalls bis der Eisenbahnbau
zahlreiche Pensionsplätze überflüssig machte. Der Erzbischof von Freiburg
errichtete 1850 in der Nähe des Lyzeums ein Knabenkonvikt,153 um die Bildungskosten
künftiger Theologen aus ländlichem Milieu zu senken und möglichst frühzeitig
auf die Erziehung des Priesternachwuchses Einfluss nehmen zu können. 1874,
auf dem Höhepunkt des badischen Kulturkampfes, schloss die Regierung die Kna-
benkonvikte. Der 1880 gefundene Burgfrieden ermöglichte es dann dem Gymnasiallehrer
und Priester Leonhard Schanzenbach, das Knabenkonvikt als Privatpensionat
neu zu eröffnen.154 Und 1886 konnte das Knabenkonvikt - inzwischen wieder eine
kirchliche Institution - einen Neubau an der Zähringer Straße beziehen. Nach der
Eröffnung des Friedrich-Gymnasiums teilten sich die Insassen regelmäßig unter beiden
Gymnasien auf.

Kurz nach der Jahrhundertwende vollzog sich im altehrwürdigen Berthold-Gym-
nasium eine Art Revolution: Zum Schuljahr 1905/06 erschienen erstmals acht Schülerinnen
,155 nachdem die badischen Universitäten bereits seit 1900 Frauen das Immatrikulationsrecht
gewährt hatten.156 Im folgenden Schuljahr wuchs ihre Zahl auf
11. Und 1908 bestand erstmals eine junge Dame, Maria Sommer, die in der Folge
Medizin studieren sollte, das Abitur am Berthold-Gymnasium.157 Wie jedoch Abb. 3
zeigt, hielt sich der Einbruch der Weiblichkeit am Berthold-Gymnasium in der Folge
in engen Grenzen.

Aufbrüche und Beharrung.
Das Berthold-Gymnasium zwischen 1919 und 1933

Ohne Anzeichen einer Zäsur und scheinbar unberührt von den Unruhen der sich nur
langsam konsolidierenden Republik führte der Geheime Hofrat Dr. Fecht die Schule
in altbewährten Formen weiter. Gemessen an dem nunmehr beginnenden pädagogi-

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