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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 190
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Die Phase von Weimar war die hohe Zeit der Reformpädagogik und damit der
engagierten Suche nach neuen Wegen schülernahen und natürlichen Lernens. Sie
scheint am Berthold-Gymnasium - wie auch an anderen Gymnasien - kein großes
Echo gefunden zu haben, sieht man einmal davon ab, dass die Schule seit 1927 in
Muggenbrunn ein Schullandheim betrieb168 und sich damit in die gerade aktuelle,
von Lietz und Geheeb herführende „Landschulheimbewegung"169 einordnete. Aber
während zur selben Zeit die Oberrealschule und das Realgymnasium in Eigenarbeit
jeweils ein Schullandheim auf dem Schauinsland errichteten,170 hatte das Berthold-
Gymnasium seines nur angemietet.171

Nach der Pensionierung des Geheimen Hofrates Dr. Fecht wurde 1923 Dr. Franz
Josef Lengle, bisher Direktor am Gymnasium Tauberbischofsheim, Direktor des
Berfhold-Gymnasiums.172 Dr. Lengle war Priester und Mitglied des Zentrums, das
wiederum zwischen 1919 und 1931 in Baden Regierungspartei und Koalitionspartner
der SPD war. Bei dem wachsenden Parteienproporz173 in der Besetzung von Leitungsämtern
dürfte neben seiner unbestritten hohen Qualifikation die Mitgliedschaft
im Zentrum das ausschlaggebende Argument für seine Berufung gewesen sein.174
Dr. Lengle vereinigte in seiner Person noch einmal hervorragende Tugenden badischer
Gymnasiallehrer. Er galt als streng, was das Leistungsniveau seiner Schule anbelangte
, war aber gütig und verständnisvoll gegenüber „reuigen Sündern" aller Art.
Er legte Wert auf einen kultivierten Lebensstil, pflegte kunsthistorische und archäologische
Interessen, unternahm zahlreiche Studienreisen an das Mittelmeer und in
den Orient. Und er blieb zeitlebens wissenschaftlicher Forschung verbunden, zumeist
in einem Bereich, der ihn seit seiner Dissertation („Sullanische Verfassung")
fasziniert hatte: das römische Recht. In Anerkennung seines wissenschaftlichen
Lebenswerkes zeichnete ihn die Universität nach dem Kriege mit der Ehrendoktorwürde
aus.

Dr. Lengle fiel zunächst die undankbare Aufgabe zu, jene Kollegen zu benennen,
die nach einem Erlass des Ministeriums von 1924 vorzeitig zu pensionieren waren.
Damit sollte Platz für die Generation der Kriegsteilnehmer geschaffen werden, die
nunmehr nach dem Abschluss ihres Studiums in den Staatsdienst drängten.175 Verständlicherweise
sollte die Auswahl „unter tunlichster Schonung gewissenhafter
tüchtiger Lehrer" erfolgen.176 Da diese Maßnahme durch Erhöhung der Stundendeputate
finanziert wurde, war sie bei den Lehrern alles andere als populär. Im übrigen
vermochte sie das Problem der arbeitslosen Lehrer nicht zu beseitigen: Es blieb
bis zum Ende der Republik eines ihrer Dauerthemen.

„Nationalsozialistische Weltanschauung" statt „humanistischer

Bildungsideologie?"
Das Gymnasium während der NS-Diktatur

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte nachhaltig Geist und Struktur
des Schulwesens. Zunächst besetzten sie - gestützt auf das Ermächtigungsgesetz
und der darauf gegründeten Gesetze - die Schaltstellen staatlicher Macht. In Karlsruhe
etablierte sich der NSDAP-Gauleiter Wagner als Reichsstatthalter neben und
teilweise vor der Ministerialbürokratie. In Freiburg ersetzte der NSDAP-Kreisleiter

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