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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 191
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Dr. Kerber den gewählten Oberbürgermeister Dr. Bender. Gau und Kreis der NSDAP
errichteten eigene „Ämter für Erzieher", letzteres unter dem Kreisführer des NS-
Lehrerbundes Kunzmann,177 ersteres unter dem seit 1934 amtierenden Direktor des
Freiburger Realgymnasiums, Dr. Ganter.178 Damit baute die NSDAP parallel zur
staatlichen eine eigene Verwaltung auf, was wiederum zu einer Art Doppelregierung
mit ungeklärter Kompetenzabgrenzung führte, die gelegentlich in ein Chaos mündete
, auf jeden Fall aber die Rechtssicherheit und die Gleichmäßigkeit des Verwaltungshandelns
nachhaltig störte und letztlich auch zerstörte.

Während der Weimarer Republik hatten die starken Vorkriegsjahrgänge die höheren
Schulen durchlaufen und damit wieder die alten Überfüllungsängste provoziert.
Die Partei griff diese 1933 in einem „Gesetz gegen die Überfüllung der deutschen
Schulen und Hochschulen" auf, das vor allem den Anteil von Mädchen und Juden
auf den höheren Schulen begrenzen wollte.179 Ein Gesetz von 1936 erhob die Hitler-
Jugend zu einer eigenständigen und mit der Schule konkurrierenden Erziehungsinstanz
, was wiederum reihenweise Zusammenstöße lokaler HJ-Größen mit Schulleitern
provozierte. 1936 begann dann die Vereinheitlichung des höheren Schulwesens,
die die in der Weimarer Republik entstandene pädagogische „Artenvielfalt" radikal
beschnitt. Die Partei entwickelte hierbei keine innovativen Schul- und Unterrichtsformen
. Sie formte vielmehr jene der Weimarer Republik (so die hier bereits vorstrukturierte
„deutsche Oberschule") nach den Vorgaben ihrer Ideologie um. Das Ergebnis
gipfelte 1938 im Konzept der „Deutschen Oberschule",180 während die ungeliebten
Gymnasien - Träger einer schädlichen „bürgerlichen Bildungsideologie"
- zu einer „Sonderform" degradiert wurden, die nur an solchen Orten zu dulden waren
, wo gleichzeitig eine deutsche Oberschule bestand. Die Schulzeit aller höheren
Schulen wurde auf acht Jahre verkürzt.181 Gleichzeitig verordnete die Partei für Jungen
und Mädchen getrennte Schulen.182 Bevor aber diese Reform richtig greifen
konnte, begann der Krieg und mit ihm eine tiefgreifende Störung der Schule.

Anfang April 1934 und damit auf dem Höhepunkt der „Gleichschaltung" wurde
Dr. Lengle seines Amtes enthoben mit der pauschalen Begründung: „In Sorge um
die Zukunft unseres Volkes, die auf der Jugend ruht, ist die Maßnahme der Zuruhe-
setzung nicht mehr zu umgehen."183 Bereits am 6. April übernahm ein Professor
König vom Friedrich-Gymnasium184 sein Amt.

Hubert König war während des Weltkrieges Leutnant gewesen und hatte 1920 in
Karlsruhe aus Anlass des Totensonntags eine Rede gehalten, deren sentimentales
Pathos die SPD-Zeitung „Volksfreund" zum Widerspruch reizte. Daraufhin zog die
rechte „Badische Rundschau" unter der Überschrift „Es hat ein deutscher Mann ein
deutsches Wort geredet" gegen den „Volksfreund" zu Felde. Die Kontroverse verebbte
aber rasch: 1920 hatte man andere Sorgen. 1925 gründete König dann die Zeitschrift
„Der badische Leibdragoner" zur Traditionspflege seiner ehemaligen Waffengattung
. Dies alles verweist König in eine Gruppe, die man mangels Besserem
als die „Generation des Fronterlebnisses" bezeichnet. Männer dieses Typs standen
in der Regel der DNVP nahe, mussten also ihre politische Heimat nicht bei der
NSDAP finden. Wenn König dennoch am 1. 5.1933 dieser Partei beitrat, dann vor
allem deshalb, weil er zusammen mit Empfindlichkeit und Frust auch ein gehöriges
Maß an Ambitioniertheit in sich vereinigte. Seine dienstlichen Beurteilungen waren

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