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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 193
(PDF, 59 MB)
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der Leitung der Schule alsbald einen Wechsel vorzunehmen." Das badische Kultusministerium
, das gegenüber den Parteiorganen rechtsstaatliche Traditionen, soweit
möglich, verteidigte, erwiderte, dass eine Absetzung beamtenrechtlich nur wegen
eines Verschuldens möglich sei, dass aber ein solches hier nicht vorliege, so dass nur
eine Versetzung in Frage komme. Diese aber sei derzeit aus personalpolitischen
Gründen nicht machbar. Gauleitung und Ministerium einigten sich schließlich Ende
Oktober 1939 darauf, den Fall König bis Kriegsende auf sich beruhen zu lassen.

Worin genau die Mängel in der weltanschaulich-politischen Haltung des Direktors
König bestanden, ergibt sich aus der Aktenlage nicht. Sicher gehörte König zu
den zwar willigen, aber nicht gerade schneidigen Exekutoren des Partei willens. An
das Format seines Vorgängers reichte er auch nicht annähernd heran.187 Und bei
Schülern und Kollegen schien er wenig Achtung besessen zu haben.188 Darüber hinaus
fällt - jedenfalls ex post - seine Neigung zu Militärspielen auf, besonders seine
zackig inszenierten Morgenappelle.189 Aber dies war anderen Orts auch üblich und
pflegte insbesondere die Partei nicht zu stören.

Dafür gab es am Berthold-Gymnasium einen Lehrer, der sich wiederum an Direktor
König störte: Hermann Sailen Er war Altparteigenosse190 und fühlte sich
durch die Ernennung Königs übergangen und gekränkt.191 Nach dem Machtwechsel
war ihm zwar zweimal eine Schulleiterstelle angeboten worden. Aber da er Freiburg
nicht verlassen wollte, hatte er beide Male abgelehnt und dann seinem empörten
Herzen in einem Schreiben an das Ministerium Luft gemacht.192 Im Zusammenspiel
mit dem jeweiligen Amt für Erzieher auf Kreis- und Gauebene, die - wie erinnerlich
- von seinen Freiburger Parteigenossen Kunzmann und Dr. Ganter geleitet wurden,
bedrängte er das Ministerium in der Folge mit dem Ziel, Direktor eines der beiden
Freiburger Gymnasien zu werden. Im September 1939 - und damit zeitgleich mit
der Parteiinitiative zur Ablösung Königs - erschien sein Name auf dem Planungs-
tableau des Ministeriums als künftiger Schulleiter eines der beiden Freiburger Gymnasien
.193 Aber beiden blieb Hermann Sailer zunächst erspart. Dafür wurde in der
Folge die Hindenburgschule geteilt, um für Sailer einen Direktorenposten zu schaffen
, den er aber dann aus unbekannt bleibenden Gründen nicht erhielt. Dafür wurde
er Anfang 1941 ins Elsass versetzt - als Direktor des Martin-Schongauer-Gymnasi-
ums in Colmar.194

Anfang Januar 1940 verdüsterten sich die Zukunftsperspektiven des Berthold-
Gymnasiums: Eine Besprechung zwischen dem Oberbürgermeister, einem Beamten
des Kultusministeriums und Dr. Ganter als Vertreter des Gau-Erziehungsamts fasste
den Beschluss, das Berthold-Gymnasium aufzuheben und dessen Gebäude der Universität
zu überlassen.195 Dr. Ganter erhielt den Auftrag, die Möglichkeiten einer Zusammenlegung
der Schülerschaft des Bertholds- und des Friedrich-Gymnasiums zu
überprüfen. Dr. Ganter erledigte diesen Auftrag innerhalb von drei Tagen und plädierte
mit einem solchen Eifer für eine schnelle Schließung des Berthold-Gymnasi-
ums, dass sich der Verdacht aufdrängt, er habe ein persönliches Interesse an dessen
Untergang gehabt.

Die Rettung des Berthold-Gymnasiums kam von außen. Am 25. Februar erhob das
Hochbauamt Einspruch gegen eine Übergabe des Berthold-Gymnasiums an die Universität
mit dem Argument, dass der Bedarf an Schulraum in Freiburg größer sei als

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