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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 196
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zuletzt Direktor in Baden-Baden, zum Kultusministerium, wo er zunächst Hochschulreferent
wurde, bis ihn dann die Besatzungsmacht im Dezember 1946 zum
Staatssekretär und Chef des Kultusministeriums berief und wenig später zum Staatspräsidenten
(Süd-)Badens.

Ein interministerieller Ausschuss der französischen Regierung hatte die Militärverwaltungen
in Deutschland bereits am 20. Juli 1945 angewiesen, die deutschen
Schulen wieder rasch zu eröffnen.208 Aber es sollte noch bis zum 17. Oktober 1945
dauern, bis Ministerialdirektor Dr. Ott in einem Rundschreiben die höheren Schulen
Südbadens auffordern konnte, mit dem Unterricht zu beginnen, aber nur „ausdrücklich
bestätigte Lehrer und Lehrerinnen einzusetzen". Diese Bestätigung war
zunächst ausschließliche Sache der Militärverwaltungen. Das Rundschreiben verbot
alle Lehrbücher, die nach 1933 erschienen waren. Zugleich kündigte es einen neuen
Lehrplan an, nahm aber bereits jetzt deutliche Korrekturen am alten NS-Lehrplan
vor: Im Deutschunterricht waren nunmehr „die Beziehungen des deutschen Schrifttums
zu dem der anderen Völker, vor allem zu den Franzosen und Engländern, aufzuzeigen
", der Biologieunterricht hatte die Rassenlehre zu streichen, Geschichte
musste sich vorerst auf die griechische und römische Geschichte sowie auf Kunstgeschichte
beschränken. Dabei war „eingehend ... der kulturelle Einfluß der Antike
auf das Abendland darzulegen". Letzteres spiegelt die berühmte Freiburger Rede des
Generals de Gaulle vom 4. Oktober 1945 wider,209 die auf die gemeinsamen kulturellen
Wurzeln beider Nationen verwies und Versöhnung und Zusammenarbeit für
die Zukunft anbot. Freilich ging der Tenor dieser Rede in der tagtäglichen, an Widersprüchen
reichen und herrschaftlich ausgeübten Besatzungspolitik rasch unter.210

In der Schulpolitik kam es in der Folge zu einer „Politik der Anweisungen", wobei
die Militärregierung auf deutsche Traditionen immer weniger Rücksicht nahm
und das höhere Schulwesen ihrer Zone immer rigoroser dem französischen Vorbild
anpasste. Das Zentralabitur wurde eingeführt, die Notenskala in das französische 20-
Punkte-Schema umgewandelt. Und im August verordnete die Militärregierung ihrer
Besatzungszone das französische Einheitsgymnasium, das sich erst in der vierten
und in der sechsten Klasse in verschiedene Abteilungen und Sektionen aufgliederte
.211 Dieses Modell sah nur für Französisch einen durchgehenden Sprachunterricht
von der ersten bis zur neunten Klasse vor und hätte deshalb zum Untergang des
traditionellen humanistischen Gymnasiums geführt. Bis heute ist nicht geklärt, wie
es damals dem Kultusministerium gelungen ist, in Südbaden wenigstens vier humanistische
Gymnasien zu erhalten. Eines dieser vier Gymnasien war das 1945 aus der
Vereinigung von Berthold- und Friedrich-Gymnasium hervorgegangene „Gymnasium
Freiburg".

Das Kultusministerium hatte im Juni 1945 in Absprache mit den französischen
Behörden Dr. Max Breithaupt, bisher Lehrer am Friedrich-Gymnasium, zum Direktor
des „Gymnasiums Freiburg" bestellt. Dr. Breithaupt gehörte zu den markantesten
Altphilologen Badens. Seine Examina und dienstlichen Beurteilungen waren glänzend
.212 Berichte unterschiedlicher Herkunft heben übereinstimmend hervor, dass es
ihm weniger um die formale Schulung durch die alten Sprachen als vielmehr um die
durch sie vermittelten Inhalte gegangen sei. Damit gehörte Dr. Breithaupt zu jener
modernen Richtung altsprachlicher Didaktik, die schließlich bei Hartmut von Hen-

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