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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 210
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pationsrecht, also nicht durch Annexion, legitimiert sah. Demnach musste Deutschland
nicht neu konstituiert, wohl aber neu organisiert werden.

Schritte dazu taten die Alliierten schon vor dem Ende des Krieges. Die Londoner
Konferenz vom September 1944 hatte angesichts der erfolgreichen Invasion an der
Atlantik-Küste die Besatzungszonen innerhalb der Grenzen Deutschlands von Ende
1937 festgelegt, nachher modifiziert unter Berücksichtigung der Beteiligung Frankreichs
. Die Zonen, ausgerichtet an politischen und militärtechnischen Interessen der
Sieger, bestimmten die Grenzen der wieder erstehenden deutschen Länder. Geschichtliche
, geographische, landsmannschaftliche und wirtschaftliche Gesichtspunkte
spielten dabei eine untergeordnete Rolle, und keines der Länder hat die aus
der Weimarer Zeit vertrauten Konturen übernehmen können. Im Südwesten durchschnitt
die Autobahn als Grenze das alte Baden und das alte Württemberg in Teile
von ungleicher Leistungskraft, Zusammengehöriges jäh auseinanderreißend.

Für diese Grenze war das Verlangen der Amerikaner nach dem Besitz der beiden
Hauptstädte Stuttgart und Karlsruhe und vor allem der Autobahn als Verbindung zu
ihrem Gebiet in Bayern und Österreich maßgebend. Deshalb mussten die Franzosen
das von der Armee Lattre de Tassignys - des späteren Oberkommandierenden in
Indochina - im Handstreich absprachewidrig genommene Gebiet um Karlsruhe und
Stuttgart schnell wieder räumen. Mit seiner Rhein-Donau-Armee - Rhin et Danube
- blieben sie im Bereich des südlichen Baden und Württemberg maßgebend. Wären
Stuttgart und Karlsruhe in französischer Hand geblieben, hätte dies nachhaltig auf
die spätere Struktur der deutschen Länder eingewirkt.

Länder, die nach der deutschen Niederlage entstanden, konnten nichts anderes
sein als ein Mixtum compositum aus Weltpolitik, militärischen Bedürfnissen der
Sieger und einigen Elementen deutscher Geschichte. Demokratische Legitimation
hatten sie zunächst nicht; sie erwuchs ihnen erst aus der Annahme durch ihre Bevölkerungen
und die Verfassungen.

Die Amerikaner waren die ersten, die zur Neuorganisation schritten. Bereits am
19. September 1945 proklamierte General Eisenhower die Bildung der Länder Württemberg
-Baden, Bayern und Hessen. Kurz darauf schuf er für diese Länder einen
„Länderrat", der die von deutscher Seite zu treffenden Entscheidungen koordinierte.
Mochten diese Maßnahmen anfangs nur als ein Provisorium erscheinen, so legten
sie doch den Grund für den Staatsaufbau. Der bayerischen Tradition konnten die
Amerikaner einigermaßen treu bleiben, da sie dieses Gebiet außer der Pfalz in ihrer
Zone fast geschlossen vorfanden. Anderswo waren ihnen durch die Zonengrenze die
Hände gebunden, so dass nicht nur Baden und Württemberg zerschnitten blieben,
sondern auch für „Großhessen" - so wurde es zunächst genannt - die Teilung und
neue Kombination historischer Gebilde nötig wurde.

Die Amerikaner setzten Ecksteine des demokratischen Aufbaus: die Zulassung
politischer Parteien in den Kreisen, dann in den Ländern, Wahlen, die Bildung vorläufiger
Volksvertretungen, die Wahl verfassunggebender Versammlungen. Die nach
ihren strengen Zeitplänen geschaffenen Verfassungen kamen im November/Dezember
1946 zur Völksabstimmung.

Die dem Morgenthau-Plan entsprechende Direktive, Deutschland nicht als befreites
Land, sondern als besiegte Nation zu behandeln, wurde aufgegeben zugun-

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