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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 229
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zu versorgen, die sie durch Kompensationsgeschäfte erworben hatten.20 Weitere
Lebensmittel konnten auf dem Schwarzmarkt zu astronomischen Preisen gekauft
werden: 1 kg Brot für 20,1 kg Butter für 100 Reichsmark.

Besonders schlecht ging es all denen, die nicht hamstern gehen konnten - Alten,
Kranken, Müttern mit kleinen Kindern - oder die weder Tauschobjekte noch Geldmittel
besaßen. Eine Fürsorgerin hielt in ihrem Bericht fest: „Vor einigen Tagen um
die Mittagszeit habe ich eine junge Frau auf der Straße in verzweifelter Verfassung
angetroffen. Sie erklärte, dass sie heute nicht einmal eine Suppe als Mittagessen
kochen könne, da sie gar nichts habe, auch keine einzige Kartoffel. Die Frau hat vor
kurzem entbunden, der Säugling liegt mit Lungenentzündung in der Kinderklinik.
Zweijähriges Kind noch zuhause."21 Vor allem in solchen Fällen wirkten sich die bereits
1946 einsetzenden CARE-Pakete und die Spenden vieler Hilfsorganisationen
lebensrettend aus.

Auf Druck von England und Amerika verpflichtete sich schließlich die französische
Regierung im Sommer 1947 dazu, aus ihrer Besatzungszone keine Lebensmittel
mehr zu entnehmen. Da die Versorgungslage in Frankreich aber ebenfalls schwierig
war, wurden die Entnahmen erst zum 1. Oktober 1948 eingestellt.22 Von dort an
besserte sich dann die Ernährung: Im November standen der Bevölkerung schon
annähernd 2.000 cal zur Verfügung. Bald konnte man die - besser ernährten - Selbstversorger
nicht mehr von den Normalverbrauchern unterscheiden.
Die problematische Ernährungssituation kann nach heutigem Erkenntnisstand nur zu
einem Teil den Entnahmen der Franzosen angelastet werden. Man rechnet, dass sie
zwischen 5 und 15 Prozent der vorhandenen Nahrungsmittel für sich oder für den
Export verwendeten.23 Nach Berechnungen, die die französische Besatzungsmacht
selbst anstellte, hätten die Zuteilungen 1947 ohne ihre eigenen Entnahmen um 10
Prozent höher sein können.24 Wie hoch nun auch der Prozentsatz der Entnahmen gewesen
sein mag - im Gedächtnis der Bevölkerung blieben die Hungerjahre als
„düstere Franzosenzeit" haften.

Entnazifizierung, Demontagen und Entnahmen

Als ebenfalls dunkle Kapitel der französischen Besatzungszeit wurden die Requisitionen
und Demontagen sowie die Entnazifizierung wahrgenommen.

Bei der Entnazifizierung25 wurde in der französischen Besatzungszone eine spezielle
Vorgehensweise angewandt, sollte sie doch im Rahmen von Umerziehung und
Demokratisierung stehen, nur überzeugte Nazis treffen und von den Deutschen
selbst durchgeführt werden, natürlich unter französischer Aufsicht. Für die politischen
Häftlinge benötigte man ein Internierungslager, daher wurde bereits Mitte Mai
1945 die Stadtverwaltung dazu angewiesen. Schnellstens sollte sie ein camp de
concentration pour internes politiques allemands, ein Internierungslager für politische
Häftlinge, erstellen und einrichten. Material war knapp: zum Aufbau des Barackenlagers
wurden ehemalige Unterkünfte von Zwangsarbeitern aus Blumberg
verwendet.

Nach der zunächst unsystematisch durchgeführten Entnazifizierung begann im
Herbst 1945 das von Generalverwalter Laffon, dem Chef der zivilen Militärregierung
, konzipierte Verwaltungsverfahren der auto-epuration, das Erhaltung im Amt,

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